Im Haus der Religionen in Bern finden Religionen und Kulturen aus aller Welt zusammen. Das Herz des Hauses ist das Erdgeschoss. Hier gibt es einen beliebten Mittagstisch, den Sasikumar Tharmalingam managt.
Der Küchenchef kommt aus Sri Lanka und ist nicht nur Koch, sondern auch Hindu-Priester. Er kocht traditionell vegetarisch – kein Fisch, kein Fleisch, kein Ei: «Im Hinduismus glauben wir daran: Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben. Töten wäre eine Sünde.»
«Du bist, was du isst»
Der Hindu-Priester fühlt sich Ayurveda verpflichtet, der Heilkunst aus Indien. Ayurveda setzt auf leicht verdauliche Speisen. Alles wird frisch zubereitet.
Ayurveda geht davon aus: Du bist, was du isst. Essen sei nicht nur Energie für den Körper, sondern auch für den Geist. Ayurveda könne helfen, zur inneren Ruhe zu finden, sagt Sasikumar Tharmalingam.
Aus ayurvedisch wird koscher
Seit ein paar Tagen ist die Küche im Haus der Regionen nicht nur ayurvedisch, sondern auch koscher. Das ist Michael Kohn zu verdanken. Er stammt aus Norwegen und ist Assistenzrabbiner in Bern.
Er bedauerte, dass Bern kein koscheres Restaurant hatte. Damit rannte der Rabbiner offene Türen ein. Die jüdische Gemeinde in Bern ist zu klein, um eine Synagoge im «Haus der Religionen» zu unterhalten. «Aber es ist schön, dass mit der koscheren Küche das Haus ein bisschen jüdischer wird», freut sich David Leutwyler, der Leiter des «Haus der Religionen».
Garantiert koschere Kokosmilch
Es gibt Schnittmengen zwischen der ayurvedischen und der koscheren Küche. Als vegetarische Küche fallen Problemfälle weg wie Schweinefleisch, Meeresfrüchte und die Trennung von Milchigem und Fleischigem.
Trotzdem hatte der Rabbiner ein paar Punkte zu beanstanden – etwa die Kokosmilch. Sie wurde zugunsten einer garantiert koscheren Kokosmilch ausgetauscht. Auch Teller, Besteck und Küchengeräte können nicht einfach so in einer koscheren Küche weiter benutzt werden. Sie wurden heiss gereinigt und die Holzbretter ausgewechselt.
So wurde aus der ayuverdischen eine gänzlich koschere Küche. Neben der jüdischen Gemeinde in Bern freut das auch die vielen internationalen Besucher der Bundeshauptstadt – sie brachte das Fehlen eines koscheren Restaurants bisher immer wieder in Schwierigkeiten.
Korrektur: In einer früheren Fassung dieses Artikels war zu lesen, dass der Küche vorgeworfen werde, sie sei im streng orthodoxen Sinn nicht koscher. Auch hiess es, der Berner Rabbiner beurteile die Streitfrage weniger streng. Diese Aussagen entstammen einem Missverständnis und wurden deshalb entfernt.