Einreisende in die Schweiz müssen derzeit einen negativen PCR-Test vorweisen – unabhängig vom Impfstatus. Diese Verschärfung hat der Bundesrat kürzlich wegen der stark steigender Fallzahlen beschlossen. Viele Kulturschaffende stellt das vor Schwierigkeiten. Sie sind beruflich auf das Reisen angewiesen.
Einer von ihnen ist der Schweizer Szenograf Dominik Huber. Derzeit entwickelt er das Bühnenbild für ein Stück, das im Januar im Hamburger Thalia-Theater Premiere feiert. Jedes Mal, wenn Huber aus Deutschland in die Schweiz zurückkehrt, muss er sich testen lassen.
Das sei organisatorisch äussert kompliziert, erklärt Huber. Seine Aufenthalte seien zum Teil sehr kurz. Entsprechend knapp würden die Testresultate eintreffen. Dazu komme die Kostenfrage.
Administrativer Aufwand zu gross
Der Theatermacher hat immerhin Glück im Unglück: Das Thalia-Theater übernimmt einen Teil der Testkosten. Eine institutionalisierte Entschädigung seitens des Bundes oder der Kantone gibt es dagegen nicht.
Es sei auch gar nicht machbar, bei der Kulturförderung der Kantone für jeden einzelnen Test Gesuche einzureichen, so Huber. Viele Kulturschaffende seien in verschiedenen Projekten unterwegs. Der administrative Aufwand sei schlicht zu gross. «Man kann nur auf die Zähne beissen.»
Bei der Taskforce Culture, einem Zusammenschluss verschiedener Schweizer Kulturorganisationen, ist man sich der Problematik bewusst. Sandra Künzi von «t. Theaterschaffen Schweiz» setzt sich dafür ein, dass die bisherigen Entschädigungsmodelle Testkosten integrieren. Kulturschaffende sollen diese als Schadenskosten einziehen können. Das sei im Moment nicht in jedem Kanton so.
Regelung beeinflusst Festivalprogramme
Die Grenzgebiete rund um die Schweiz sind von der Einreise-Testpflicht ausgenommen. Dazu zählen etwa Baden-Württemberg oder das Elsass. Diese Ausnahmeregelung beeinflusst auch Kulturfestivals, wie Nicolette Kretz weiss.
Als Leiterin des Theaterfestivals «Auawirleben» ist Kretz oft im umliegenden Ausland unterwegs. Dort hält sie Ausschau nach Ensembles, die sie in die Schweiz einladen könnte. Die neuen Massnahmen hätten direkte Auswirkungen auf ihr Programm, erklärt sie.
Gerade stehe sie vor einer Reise nach Strassburg und Hamburg. Wahrscheinlich lasse sie Hamburg aber weg und sehe sich das dortige Stück nicht an. Das Risiko eines positiven Tests und der damit verbundene Quarantänezeit sei schlicht zu gross: «Das bedeutet, dass das Stück wahrscheinlich auch nicht an unser Festival kommen wird.»
Ausnahmen für Geschäftsreisen gefordert
Kretz fordert, dass Geschäftsreisen wie schon im letzten Winter von der Testpflicht ausgenommen werden. Künzi sieht das gleich: «Wenn es um berufliche Reisen geht, braucht es Ausnahmen. Sonst können die Leute ihrem Erwerb nicht nachgehen.»
Beim Bundesamt für Gesundheit hält man sich auf Nachfrage bedeckt. «Im Moment sind keine weiteren Ausnahmen vorgesehen», so das BAG. Die Dynamik der momentanen epidemiologischen Situation erlaube keine abschliessende Einschätzung.
Die kostenpflichtigen PCR-Tests dürften also auch für vielreisende Kulturschaffende auf absehbare Zeit bleiben. Daran scheint auch die Lobbyarbeit der Taskforce Culture nichts ändern zu können.