Ab Montag sind die Läden wieder offen. Zoos ebenfalls, Erste Corona-Lockerungen in Sicht also. Aber nicht für die Kultur, von der Öffnung der Museen mal abgesehen. Dabei gehört die Kultur zu den Branchen, die von der Pandemie am härtesten getroffen wurde. Wie damit umgehen?
SRF: Ab April sollen Kulturveranstaltungen vielleicht wieder stattfinden können. Hat die Kulturbranche jetzt eine Perspektive?
Alex Meszmer: Perspektive würde Planbarkeit bedeuten. Die Vorlaufzeiten der Kultur sind viel länger als wenn man einen Kiosk aufmacht oder einen Lebensmittelladen. In der Kultur sind die Vorlaufzeiten je nach Sparte zwischen sechs und 18 Monate.
Reicht Ihnen das nicht als Planbarkeit?
Das ist als Zeitraum zu kurz. Auch mit monatlichen Öffnungsschritten ist es für die Kultur natürlich noch nicht getan. Wir brauchen eine längerfristige Perspektive, die über Vier-Wochenschritte hinausgeht.
Sie fordern klare Ansagen des Bundesrates, die etwa lauten könnte: Ab Mitte Mai Veranstaltungen mit so und so vielen Personen wieder möglich, auch in Innenräumen?
Solche Perspektiven hätten die Open-Air Festivals sicher gerne. Die müssen bald entscheiden, ob und mit welchen Auflagen sie stattfinden können.
Das gilt aber auch für Theater: Wenn im Frühsommer eröffnet wird, heisst das, sie können sich auf die Herbstsaison vorbereiten. Es heisst aber auch, dass bis dahin erst einmal nichts läuft ausser Probenarbeit.
Es braucht unter anderem die Verlängerung der Massnahmen, die jetzt bestehen. Auch diese Lücken müssen geschlossen werden.
Sie plädieren dafür, dass man eher noch mit Öffnungen oder Lockerungen abwartet?
Letzten Sommer, als plötzlich die Möglichkeiten wieder da waren, haben viele sehr kreativ reagiert. Normalerweise ist der Sommer nicht wirklich eine Kultur-Saison. Viele haben kurzfristig etwas auf die Beine gestellt.
Kulturunternehmen haben für den Herbst geplant und Schutzkonzepte gemacht. Dann kamen die nächsten Beschränkungen.
Wir versuchen, so etwas zu vermeiden, weil das sehr viel Energie und Arbeit hineingesteckt worden ist, die dann für die Katz' war.
Was hiesse denn ein längeres Abwarten für die Kulturschaffenden – fordern Sie entsprechend auch höhere Überbrückungsgelder?
Ein Problem, zum Beispiel, sind die sogenannten Freischaffenden. Die haben seit fast einem Jahr keine Anstellungen mehr gehabt. Und dementsprechend heisst das zwar immer, für sie stünde Kurzarbeit oder Arbeitslosenversicherung zur Verfügung.
Aber wenn ich keine Anstellung habe, kann ich auch keine Kurzarbeit beantragen. Und die Arbeitslosenversicherung zahlt irgendwann auch nicht mehr.
Sie finden also: Wenn schon Lockerungen, dann richtig?
Genau. Man sollte auch die Öffnungen so gestalten, dass sie auf die einzelnen Orte passen. Dass es also keine Personen-Begrenzungen gibt, sondern dass es auf die Grösse der jeweiligen Orte angemessen ist.
Da ist ein Opernhaus in Zürich einfach anders als eine grosse Halle oder ein kleines Veranstaltungslokal. Eine Öffnung müsste also auch in Relation zu den Möglichkeiten geschehen.
Das Gespräch führte Roger Aebli.