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Bild 1 von 6. Autopolo 1919: Oft war es wichtiger, den Gegner zu rammen, als den Ball zu treffen. Bildquelle: Liebeskind.
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Bild 2 von 6. Jagd mit der Entenkanone: Im 19. Jahrhundert liessen sich damit ganze Schwärme vom Himmel holen. Bildquelle: Liebeskind.
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Bild 3 von 6. Eis-Tennis 1876: War prellungsintensiv und kam nie über die Versuchsphase hinaus. Bildquelle: Liebeskind.
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Bild 4 von 6. Fuchsprellen, über Jahrhunderte verbreitet: Sobald ein Fuchs auf das zwischen zwei Partnern ausgelegte Tuch tritt, ziehen es diese straff und katapultieren das Tier möglichst hoch in die Luft. Bildquelle: Liebeskind.
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Bild 5 von 6. Monorad: Es war ab dem 19. Jahrhundert weit herum beliebt. Das grundlegende Problem der Instabilität konnte jedoch nicht gelöst werden. Bildquelle: Liebeskind.
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Bild 6 von 6. Ballonspringen 1927: Weitsprung mit Ballonunterstützung, ein Hochrisikosport mit regelmässigen Todesfällen. Bildquelle: Liebeskind.
Kämpfe in einer Arena, bei denen ein Mann gegen eine Frau antritt – im Spätmittelalter war dies keine Seltenheit. Unfair? Keine Spur. Der Mann musste in einer Grube stehen, um seinen körperlichen Vorteil zu kompensieren.
Ehetherapie mal anders
Oft seien es Eheleute gewesen, die auf diese Weise gegeneinander antraten, heisst es in der Enzyklopädie von Edward Brooke-Hitching. Historische Tafeln belegen, dass sich die beiden nicht schonten. Man schlug sich, bis Blut floss.
Bei diesen Kämpfen zwischen den Geschlechtern habe es sich oft um das letzte Mittel gehandelt, Ehestreitigkeiten zu klären, wenn alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft waren.
Zerstreuung mit Risiko
In seinem Buch präsentiert Brooke-Hitching in alphabetischer Reihenfolge von A wie «Aalziehen» bis Z wie «Zentrifugalkegeln» den Erfindungsgeist unserer Vorfahren. Er weist dabei nach, dass so Tollkühnes wie Bungee Jumping oder Skydiving keineswegs ausschliesslich Auswüchse der vergnügungssüchtigen Gegenwart sind.
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Vielmehr gab es Ähnliches bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Etwa lebensverachtende Betätigungen wie das Wasserfallreiten: Man steigt in ein Holzfass, lässt es von Helfern verschliessen und oberhalb eines Wasserfalls in den Fluss werfen.
Menschliches Feuerwerk
Einige wagten laut Enzyklopädie gar den Ritt die Niagara Fälle hinunter – und wurden dadurch zu Lokalhelden oder landeten auf dem Friedhof, sofern man ihre Leichen je fand.
Nicht minder wahnwitzig war das so genannte Feuerwerksboxen: Zwei Männer traten in speziellen Asbestanzügen gegeneinander zum Boxkampf an. An den Anzügen waren Feuerwerkskörper befestigt, die man entzündete.
Während des Kampfs knallte, brannte, zischte und donnerte es pausenlos. Funken sprangen in alle Richtungen – zum Gaudi des Publikums, etwas weniger für die Athleten: Für die wurde es furchtbar heiss, das Gehör litt und die Verletzungsgefahr war enorm.
Lustiges und Abstossendes
Viele der früheren Sportarten sind auch aus heutiger Sicht schlicht zum Brüllen: Auto-Polo, Eis-Tennis, Trompeten-Wettblasen. Da wäre man auch heute gerne dabei.
Etwas weniger wohl ist uns bei den scheinbar zahllosen Amüsements, die sich unsere Vorfahren auf Kosten von Tieren gönnten. Was wurde da nicht alles aufeinander gehetzt: Katzen, Hunde, Bären, Füchse, Otter…
Oder: Wer kann am meisten lebendige Goldfische verschlucken? Diesen Volkssport trieben die US-Amerikaner in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Der Rekord soll bei 210 Stück gelegen haben. Selbst der britische Monarch George VI. äusserte sich offenbar beeindruckt.
Ein Aal baumelt in der Luft
In Amsterdam wiederum war Ende des 19. Jahrhunderts das so genannte Aalziehen en vogue: An einem über einen Kanal gespannten Seil hing ein toter Aal, den man vorsorglich mit Seife eingeschmiert hatte. Er wurde dadurch noch glitschiger als er ohnehin schon war.
Die Aufgabe des Athleten bestand darin, von einem wackligen Boot aus das in der Luft baumelnde Tier von unten zu erhaschen – ohne ins Wasser zu fallen. Was natürlich oft geschah, zum Vergnügen des Publikums.
Nachahmung nicht empfohlen
Edward Brooke-Hitchings Werk ist ebenso unterhaltsam wie kulturgeschichtlich erhellend. Zur Nachahmung empfiehlt sich das Geschilderte allerdings definitiv nicht.
Sendung: Radio SRF 1, Litertatur-Tipp, 25.11.2016, 14.45 Uhr.