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Wie werde ich die beste Version meiner selbst, Shi Heng Yi?
Aus Denkimpulse vom 04.04.2023.
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Kung Fu-Meister Shi Heng Yi Zwischen Kampfkunst und Kommerz: Shaolin-Geheimwissen für alle

Absolute Körperbeherrschung durch hartes Training: Shi Heng Yi vermittelt das Wissen der Shaolin-Mönche an Laien weiter. Ein Porträt.

Spätestens seit den Kampfkunstfilmen mit Stars wie Jackie Chan und Bruce Lee ist Kung-Fu nicht nur in China, sondern auch bei uns bekannt. Inzwischen werden auch Manager mit der Kampfkunst der Shaolin-Mönche gecoacht.

Der deutsche Shaolin-Meister Shi Heng Yi bietet solchen Unterricht an. Er war schon als Kind begeistert von Kampfkunst: Mit seinem Bruder schaute er sich einiges von Bruce Lee und Konsorten ab.

Anstrengen bis zum Erbrechen

Als 4-Jähriger begann er sein Kung-Fu-Training.  Heute leitet er den «Shaolin Temple Europe» bei Karlsruhe. Dort empfängt er Wagemutige für einen Klosteraufenthalt auf Zeit und führt sie in die Kunst des Atmens und der Selbstbeherrschung ein.

Mann mit gefalteten Händen und ersntem blick.
Legende: Shi Heng Yi praktiziert seit über 30 Jahren. Heute unterrichtet er in seinem eigenen Shaolin-Kloster im süddeutschen Kaiserslautern. Shi Heng Yi Online/Fotoschmied

Selbstbeherrschung braucht es bei dem harten Training unbedingt. Manch einer scheidet vorzeitig aus, weil er sich vor Anstrengung übergeben muss. Frauen sind zwar willkommen, allerdings nehmen vor allem Männer teil.

Zum strikten Tagesplan gehören unter anderem Treppensteigen auf allen Vieren, gefühlte Ewigkeiten im Reiterstand und Liegestützen auf Fäusten und kiesigem Boden.

Mit dem Kopf durch die Wand

Warum tut man sich das an? Um den Geist zu disziplinieren, erklärt der Shaolin. Erst aus einem klaren Geist würden richtige Entscheidungen gefällt. Damit man in emotionalen Situationen nicht überhastet reagiert, brauche es hartes Training.

Etwa, den Reiterstand während 5 Minuten zu halten, «auch wenn es schmerzhaft ist und der Kopf ständig sagt: ‹Hör auf!›».

Shaolin und Kung-Fu: Was ist das?

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Das Shaolin-Kung-Fu zählt zum immateriellen Kulturerbe der Volksrepublik China und hat eine 1500-jährige Tradition. Seinen Ausgangspunkt nahm es im Shaolin-Kloster in der Provinz Henan.

Laut den Forschungsergebnissen vom Sinologen Meir Shahar liegen die Ursprünge chinesischer Kampfkünste zwar in der physischen Konfrontation, konkret in der Ausbildung von Soldaten beziehungsweise der kämpferisch für die Herrscher der Tang-Dynastie (617-907) und Ming-Dynastie (1368-1644) tätigen Mönche. In der Form, wie wir uns heute chinesische Kampfkünste vorstellen – mit einem Fokus auf den unbewaffneten Kampf, philosophischen Ideen und geistiger wie körperlicher Kultivierung – entstanden die Kampfkünste aber erst um das 17. Jahrhundert herum. Damals flossen religiöse Praktiken wie Atemübungen und spirituelle Gymnastik aus dem Daoismus in das Shaolin-Kungfu ein.

Shi Heng Yi bezeichnet das Shaolin-Kung-Fu als meditative Kampfkunst: «Das Studieren der Lehren, das Meditieren, sind nur Teile der Wahrheit». Durch die physische Betätigung könne man sich diesen Bereichen ganz anders annähern.

Shi Heng Yi praktiziert seit über 30 Jahren. Die letzten Jahre verbrachte er primär im selbst gegründeten Kloster. In den Einschränkungen dieses Lebens findet er Freiheit:  «Regeln dienen dem Menschen, nicht umgekehrt.»

Ein Shaolin mit MBA

Wenn man Freiheit wolle, sei es gut, sich zuerst mit Beschränkung zu beschäftigen. Der Shaolin verweist auf das daoistische Prinzip von Yin und Yang, deren komplementäre Kräfte die Entstehung und den Wandel der Dinge erklären.

Menschen in einer Gruppe führen Kampfbewegungen aus, die ein Mönch vorzeigt.
Legende: Im «Shaolin Temple Europe» können hartgesottene Interessierte das Kloster auf Zeit besuchen. Shi Heng Yi Online / Fotoschmied

Der Sohn vietnamesischer Eltern hat auch die weltliche Freiheit getestet: Vor seiner Kampfkunstkarriere hat er Sozial- und Kommunikationswissenschaft studiert, einen MBA gemacht und der Liebe für Motorräder gefrönt.

Kampfkunst sei immer ein Ankerpunkt gewesen: «Wenn ich mich ausser Balance fühlte, war die Kung-Fu-Praxis das, was gleich blieb».

Motivator für Millionen

Shi Heng Yis zweites Spielfeld ist das Internet: Er tritt in TedX-Talks, Podcasts und diversen YouTube-Formaten auf. Dort erreicht Tien Sy Vuong, so sein bürgerlicher Name, ein Millionenpublikum.

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Shi Heng Yi – Der selbstbeherrschte Shaolin
Aus Sternstunde Religion vom 02.04.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 29 Minuten 47 Sekunden.

Was er sowohl online als auch im Coaching mit Managern vermittelt, hat viel mit populären Themen wie Selbst- und Impulskontrolle zu tun: «Wer andere managen muss, soll zuerst lernen, sich selbst zu managen», meint er. Dafür müsse man verstehen, woraus man selbst bestehe, «und was davon die eigenen Entscheidungen beeinflusst».

Klarheit durch Kommerz?

Der Shaolin-Meister lehrt meditative Methoden, um innere Klarheit zu entwickeln. Dabei versucht er, 1500-jähriges Geheimwissen auf die Gegenwart zu übertragen.

Mönch zwischen zwei Männern in Anzügen im Lotussitz auf einer Wiese.
Legende: Gegensätze zusammenbringen: Shi Heng Yi bietet in seinem Kloster auch Kurse für Manager an. Anzug und Krawatte sind dabei nicht obligatorisch. Shi Heng Yi Online

Wie geht das zusammen: die Kommerzialisierung dieses Wissens und dessen authentische Weiterführung? Vermutlich gar nicht.

Shi Heng Yi ist sich aber sicher: «Wer Shaolin-Methoden verwendet und damit Menschen befreit, ihnen etwas an die Hand gibt, mit dem sie sich körperlich und geistig besser fühlen, zollt der Lehre den nötigen Respekt.»

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SRF 1, Sternstunde Religion, 2.4.2023, 10:00 Uhr

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