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«Bibi Vaplan – nimm’s langsam Bibi», so heisst das musikalische Projekt der 33-jährigen Bianca Mayer, die seit kurzem in Chur lebt. Gleichzeitig ist es auch ihr Alltagsmotto, denn häufig fühlt sie sich aufgerieben zwischen verschiedenen Lebenswelten: arbeiten in Chur als Teilzeit-Moderatorin bei Radio Rumantsch, proben mit der Band in Zürich und dann ist da noch die tiefe Verbundenheit zur Heimat, dem Unterengadin. «Irgendwie komme ich gar nicht so gern hierhin zurück, weil ich am liebsten bleiben würde», fasst sie die paradoxe Situation in Worte.
In Scuol ist Bianca Mayer – verkleinert «Bibi» – aufgewachsen und dort wurde auch ihre Liebe zur Musik geweckt. Der Vater, Reto Mayer, hat ihr diese als Volksmusiker und Dirigent der Dorfmusik vorgelebt.
Im Klavierunterricht biss sie sich in anspruchsvolle Werke der Klassik rein, später im Studium spielte sie dann auch mal in einer Frauenpunkband und bis vor vier Jahren gab sie mit kurzen blonden Haaren die rotzige Rockfrontfrau der Band «Alba dalla Clozza».
Melancholische Lieder von der Einsamkeit
Trotz der Vielseitigkeit hat Bianca Mayer ihren Stil mit Bibi Vaplan gefunden. Es sind sehr persönliche und kraftvoll melancholische Lieder von der Liebe und von Einsamkeit. Aber auch verspielt und voller Leidenschaft.
Entstanden sind diese Lieder in Ardez, das ist ganz nah der Heimat Scuol, aber doch anders, weniger touristisch. Hier suchte Bianca Mayer die Ruhe, um zu sich selbst zu finden.
Sie lebte vier Jahre allein, manchmal in ihrer Art und äusseren Erscheinung als Exotin im beschaulichen Idyll.
Mit Romanisch als Exotin im Einheitsbrei
Geht es um die Sprache, kennt sie aber keine Distanz zum Ursprung, da passt für sie nur Rätoromanisch. Mit dem Nischen-Dasein scheint sie sich abgefunden zu haben: Denn jenseits von Chur in der Restschweiz findet ihre Musik kaum Gehör. «Die Deutschschweizer begegnen dem Romanischen mit Scheu», so Bianca Mayer.
Es ist schon etwas seltsam: Da schwärmt die ganze Welt für Bands aus Island, die in einer merkwürdig fremden und zugegeben faszinierend schönen Sprache singen, aber wir Deutschschweizer wollen einer Rätoromanin nicht zuhören. Nicht mal der Exotenbonus scheint hier zu funktionieren.
Dabei hätte Bianca Mayer mehr Aufmerksamkeit verdient. Im Herbst will sie mit einer neu formierten Band als Trio auf Tour gehen und im nächsten Frühjahr mit einem neuen Album einen erneuten Versuch starten, auch die anderssprachigen Schweizer zu erreichen.