In turbulenten Zeiten ist es ratsam, einen kühlen Kopf zu bewahren. Logik hilft, Dummheiten zu vermeiden und manchmal sogar, Leben zu retten. Doch wie geht logisches Denken? Und wie vermeidet man Fehlschlüsse? Ein kleiner Logik-Crashkurs – auch für die Zeit nach Corona.
1. Deduktion
Prämisse 1: Alle Menschen sind sterblich.
Prämisse 2: Alle Philosophen sind Menschen.
Konklusion: Alle Philosophen sind sterblich.
Hier folgt die Schlussfolgerung (Konklusion) zwingend aus den beiden Annahmen (Prämissen). Dieser Schluss ist also logisch gültig und gilt als Paradebeispiel eines guten Arguments. Dieser so genannte «Syllogismus» bleibt logisch gültig, selbst wenn alle Sätze falsch sind: «Alle Menschen sind schüchtern. Alle Pflanzen sind Menschen. Also: Alle Pflanzen sind schüchtern.»
2. Induktion
Die meisten Hunde haben eine gute Nase.
Fido ist ein Hund.
Also: Fido hat eine gute Nase.
Hier folgt die Konklusion nicht zwingend aus den Prämissen. Der Schluss ist also nicht logisch gültig, obwohl die Prämissen die Konklusion stützen. Fido könnte nämlich die Ausnahme von der Regel sein.
3. Modus Ponens
Wenn es regnet, dann ist die Strasse nass.
Es regnet.
Also: Die Strasse ist nass.
Dieser Schluss ist logisch gültig. Aber Achtung: Falls es nicht regnet, folgt daraus nicht, dass die Strasse nicht nass ist. Es könnte ja jemand Wasser auf die Strasse geleert haben.
4. Sein-Sollen-Fehlschluss
Wir Menschen haben schon immer Fleisch gegessen.
Also: Wir sollten auch weiterhin Fleisch essen.
Hier wird von Tatsachen auf Empfehlungen geschlossen, vom Sein aufs Sollen. Logisch gesehen folgt das aber keineswegs. Zudem könnte man durch solche Schlüsse alle möglichen Missstände rechtfertigen.
5. Dammbruch-Argument
Wenn homosexuelle Paare heiraten dürfen, dann dürfen Menschen bald auch ihre Haustiere oder ihr Auto heiraten. Also sollen homosexuelle Paare nicht heiraten dürfen.
Solche Dammbruch-Argumente (auch «Slippery-Slope-Argumente» genannt) werden gerne verwendet, um vor Veränderungen zu warnen. Die einzelnen Behauptungen («Aus A folgt B», «Aus B folgt C») bleiben aber begründungsbedürftig.
6. Zirkulärer Beweis
Abtreibung ist Mord.
Mord ist moralisch verwerflich.
Also: Abtreibung ist moralisch verwerflich.
Was zunächst wie ein gültiger logischer Schluss aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als zirkulärer Beweis. Die moralische Verwerflichkeit von Abtreibung steckt nämlich bereits in der ersten Prämisse, in dem Wort «Mord». Was durch das Argument bewiesen werden soll, wird also in der ersten Annahme bereits vorausgesetzt.
7. Reductio ad absurdum
Angenommen, Gott ist allmächtig. Wenn Gott allmächtig ist, dann kann er einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann. Wenn er den Stein aber nicht heben kann, dann ist er nicht allmächtig. Also ist Gott nicht allmächtig.
Bei einer «reductio ad absurdum» wird aufgezeigt, dass aus einer Annahme ein Widerspruch folgt. Somit kann die ursprüngliche Annahme nicht stimmen. Wenn aus der Annahme, dass Gott allmächtig ist, widersprüchliche Konsequenzen folgen, dann kann Gott nicht allmächtig sein.
8. Äquivokation – Fehlschluss der Mehrdeutigkeit
Je mehr Käse, desto mehr Löcher
Je mehr Löcher, desto weniger Käse
Also: Je mehr Käse, desto weniger Käse
Dieses «Käse-Paradoxon» funktioniert nur, weil der Ausdruck «mehr Löcher» mehrdeutig verwendet wird. In der ersten Prämisse ist damit die absolute Menge an Löchern gemeint, in der zweiten die relative Menge Löcher pro Käsestück.