«Türen auf – und hinaus ins Freie.» Diese Worte stehen auf Lorenz Martis Todesanzeige. Sie treffen sehr genau, was dem Autor und dem spirituellen Menschen Lorenz Marti wichtig war: Das Freie im Sinne von hinausgehen, spazieren, über Berge und durch Täler wandern, die frische Luft einatmen, in der Natur Energie tanken.
Lorenz Marti war aber auch ein Freigeist. In seinem letzten Buch «Türen auf: Spiritualität für freie Geister» hat er über Spiritualität geschrieben, sie aber nicht erklärt, wie Lorenz Marti letzten Herbst im Interview betont hat.
«Spiritualität zu erklären, ist sehr hochgegriffen. Wir haben vielleicht ohnehin heute zu viele Erklärungen und zu wenig Fragen. Ich hatte Lust, Fragen aufzuwerfen und von der Spiritualität zu erzählen.»
Von der Spiritualität erzählen, über Spiritualität nachdenken, mit spirituellen Menschen reden: Das war Lorenz Martis Leidenschaft. 35 Jahre lang konnte er das in seinem Beruf als Radiojournalist ausleben.
Die grossen und kleinen Fragen
Lorenz Marti hat immer auch geschrieben: Bücher, die von vielen geliebt und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Und Kolumnen in der Berner Kirchenzeitung «reformiert».
«Meine Inspirationsquelle sind die täglichen Unbequemlichkeiten, Niederlagen oder Peinlichkeiten. Wenn man darüber reflektiert, ist man plötzlich mitten in der Philosophie, Religion und Mystik. Mich fasziniert es, die grossen Lebensfragen mit den kleinen, banalen und unscheinbaren Geschichten des Alltags zu verbinden», so Marti.
Das erzählte Lorenz Marti vor acht Jahren in der Sendung «Musik für einen Gast», als er sich als Radiojournalist in Frührente begab.
Kleine Geschichten aus dem Alltag haben ihn als Autor inspiriert. Gewagt hat sich Lorenz Marti aber auch an die grossen Zusammenhänge.
Philosophie und Astrophysik
So haben ihn die Naturwissenschaften fasziniert, mit einem Seitenblick habe er sie immer mitverfolgt. «Ich habe gespürt, dass die Naturwissenschaften auf ihre Art und Weise auch den wesentlichen Fragen des Lebens auf der Spur sind. Die grossen Naturwissenschaftler sind weit über ihr Fachgebiet hinaus auch grosse Philosophen, die sich mit Spiritualität und Mystik befasst haben.»
Und so hat sich umgekehrt Lorenz Marti auch mit Naturwissenschaften beschäftigt. In seinem Buch «Der innere Kompass» etwa: «Wir wissen heute, dass unser Körper aus Sternenstaub besteht. Wir bestehen aus der Asche aus mindestens drei Sternengenerationen. Dieser Sternenstaub kommt von weit her, manifestiert sich heute in uns und zieht dann weiter, wenn wir einmal nicht mehr da sind.»
Der Sternenstaub von Lorenz Marti zieht nun weiter. Seine philosophischen und spirituellen Gedanken bleiben uns in seinen Büchern erhalten.