Auch Queen Elizabeth war wohl ein Fan. 2015 verlieh die Monarchin Mary Quant für ihre Verdienste den Titel einer «Dame». Bereits 1966 war die Modedesignerin dafür mit einem «Order of the British Empire» ausgezeichnet worden. Erst vor wenigen Monaten verlieh man ihr den hohen Rang «Companion of Honour».
Dabei besteht Quants Vermächtnis nur aus einem Stückchen Stoff. Doch gerade das war ihre grosse Innovation. Der Saum ihres Minirocks endete oberhalb des Knies – was in der biederen Nachkriegszeit für einiges Aufsehen sorgte.
Ihre Entwürfe machten Quant zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten im London der 1960er-Jahre, den «Swinging Sixties». Neben dem Minirock verdankt ihr die Welt auch die Hotpants, Plastikregenmäntel und die wasserfeste Wimperntusche.
Ein Auto stand Pate
Diese Karriere war der 1930 im Südosten Londons geborenen Britin nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Ihre Eltern waren zwei walisische Lehrer, die sich für ihre Tochter eine ähnliche Zukunft erhofften. Doch es sollte anders kommen.
Quant, die Designerin werden wollte, begann früh, Kleidung aus Bettüberwürfen und Schuluniformen für sich selbst zu nähen. Später studierte sie am renommierten Goldsmiths College in London.
Da niemand die Kleidung entwarf, die sie sich vorstellte, begann sie selbst Mode zu produzieren. Sie benannte den Minirock nach ihrem Lieblingsauto, dem Mini Cooper.
Mit 21 eröffnete sie in der Londoner King’s Road ihre erste Boutique «Bazaar», um der Schickeria Klamotten und Accessoires zu verkaufen. Das Geschäft im damals aufstrebenden Stadtteil Chelsea wurde zu einem Treffpunkt für Künstlerinnen und Künstler, von Brigitte Bardot und Audrey Hepburn bis hin zu den Beatles und den Rolling Stones.
Da es Quant wichtig war, Kleidung erschwinglich zu machen, veröffentlichte sie sogar die Schnittmuster ihrer Designs. Ihre Mode stand für die Befreiung der Frau, wirtschaftlichen Aufschwung und Spass.
In einer Liga mit Dior und Chanel
Neu war diese kurze Rocklänge zwar nicht. Aber ihre trendigen Designs setzten sich schnell auf den Strassen der Modemetropolen London und New York durch. Männer mit Melone hätten mit dem Regenschirm gegen die Schaufenster geklopft und «ekelhaft» geschrien, als sie ihre Entwürfe sahen, erinnert sich die Designerin in ihrer Autobiografie. Dennoch hätten sich diese hervorragend verkauft.
Ernestine Carter, eine damals bekannte Modekritikerin, sagte einmal: «Es gibt nur wenige Glückliche, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit den richtigen Talenten geboren werden. In letzter Zeit gibt es drei: Chanel, Dior und Mary Quant.»
Nun ist die britische Designerin tot. Sie sei am Donnerstagmorgen im Alter von 93 Jahren friedlich zu Hause verstorben, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf ein Statement der Familie meldete.
Mary Quant hinterlässt einen Sohn, drei Enkelkinder und ihren Bruder Tony Quant. Ihr Ehemann Alexander Plunket Greene starb bereits im Jahr 1990.