- Johnny Cash tritt in den 60er- und 70er-Jahren immer wieder in Gefängnissen auf. In St. Quentin begleitet ihn der berühmte Fotograf Jim Marshall, der schiesst das Foto mit dem Stinkefinger.
- Das Foto hätte für den Gefängnisdirektor sein sollen. Ob Cash mit der eindeutigen Geste den Direktor oder den Fotografen meint, der ihn nervt, lässt sich nicht eindeutig klären.
- Johnny Cash wird mehrmals tot gesagt. Country Radios spielen ihn nicht mehr. Als Cash 1995 für seine «American Recordings» einen Grammy erhält, bedankt sich sein Produzent mit dem Foto aus St. Quentin bei der Musikbranche.
Das Konzert von St. Quentin
Johnny Cash beginnt seine Karriere als ziemlich harmloser Christian-Country-Sänger. Später wird er zum «Man in Black» und zu einem charismatischen Rockstar. Johnny Cashs Spezialität wird es, in Gefängnissen aufzutreten.
Nach der Premiere 1968 in der Haftanstalt Folsom Prison, wiederholt er dies 1969 in San Quentin. Wegen des aussergewöhnlichen Settings bekommen die Gefängnis-Konzerte eine gewisse Aufmerksamkeit.
Und so ist der berühmte Musik-Fotograf Jim Marshall an diesem Tag in der San-Quentin-Haftanstalt anwesend. Um tolle Bilder zu bekommen, ist er ziemlich aufsässig und indiskret. So sehr, dass Johnny Cash beginnt, sich heftig über Marshall zu nerven.
«John, let’s do a shot for the warden»
Jim Marshall fordert Johnny Cash kurz vor dessen Auftritt auf, ein Foto für den Gefängnisdirektor zu schiessen. Worauf der gereizte Johnny Cash dynamisch den Mittelfinger in die Kamera streckt und ein ziemlich deutliches «F&%* you» von seinen Lippen abzulesen ist.
Ob Johnny Cash in diesem Moment tatsächlich eine solch vulgäre Botschaft an den Gefängnisdirektor schicken will, ist offen. Denn immerhin hat der Direktor das Konzert in seinem Gefängnis bewilligt. Und es scheint unwahrscheinlich, dass Cash ihn beleidigen will.
Doch die Anspannung vor dem Konzert, die ungeduldig wartenden Häftlinge und der aufsässige Jim Marshall provozieren Johnny Cash zu dieser Geste. Vielleicht gilt sie sogar dem Fotografen selbst.
Fast 30 Jahre später wird das Bild richtig berühmt
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Johnny Cash hat in seiner langen Karriere mehrere Comebacks. Sein letztes feiert er in den 90ern mithilfe des Starproduzenten Rick Rubin. Zusammen veröffentlichen sie die legendäre Aufnahmeserie «American Recordings».
Cash ist zu dieser Zeit für die puristische Countryszene in Nashville, dem Mekka des Country, kein Thema mehr und die US-Country-Radios spielen Cashs Musik nicht. Doch mit den erfolgreichen «American Recordings» erreicht Johnny Cash plötzlich ein neues, breites Publikum und 1995 gewinnt er einen Grammy für das «Best Contemporary Country Album».
Rick Rubin verwendet kurz danach das Bild von 1969 und veröffentlicht es seitengross im «Billboard Magazine». Links oben der Kommentar: «American Recordings» und Johnny Cash möchten sich gerne für die Unterstützung durch das Nashville-Musik-Establishment und der Country Radios bedanken!