Noch heute pilgern regelmässig Architekturstudenten aus aller Welt nach Monte Carasso, um von Luigi Snozzis Verdichtungskunst zu lernen.
Ein Blick zurück zeigt: Der Tessiner Architekt stiess in Monte Carasso auf Politiker, die mit ihm am selben Strick zogen. Sie wollten gemeinsam die Lebensqualität in der kleinen Gemeinde verbessern.
Flavio Guidotti war 30 Jahre lang Bürgermeister von Monte Carasso. Er ist hier geboren und lebt in einem von Luigi Snozzi erbauten Haus. Der Bauernsohn sagt, anfangs habe es viel Widerstand gegenüber den Veränderungen gegeben, die Snozzi anstiess. Aber man habe die Bevölkerung in den Veränderungsprozess einbezogen – und der Widerstand habe sich gelegt.
Prinzip russische Puppe
Luigi Snozzis Architektur muss man sich wie eine dieser russischen Puppen vorstellen, die alle ineinander passen, sagt Flavio Guidotti. Eine Matrjoschka.
Die kleinste Puppe – zugleich das Herz von Monte Carasso – ist das ehemalige Augustinerinnenkloster. Das hat Snozzi zu einer Primarschule umgebaut. Die nächstgrössere Puppe sind der Friedhof und der Spielplatz. Dann folgt die Puppe mit den Wohnhäusern. Die grösste Puppe ist der von Snozzi entworfene Masterplan.
Der Fussball auf dem Friedhof
Alles passt hier zueinander. Damit es so weit kommen konnte brauchte es tiefgreifende Veränderungen. Eine Strasse wurde verlegt. Der Friedhof wurde verkleinert. Viele Menschen lassen sich einäschern, dadurch braucht es weniger Platz für Gräber.
Der freigewordene Platz wurde zum Spielplatz. Hin und wieder falle ein Fussball in den Friedhof und lande auf einem Grab, sagt Flavio Guidotti. Der pensionierte Bürgermeister freut sich darüber. Durch Snozzi sei der Friedhof Teil des Dorflebens geworden.
Bauen für die Menschen
Monte Carasso zieht heute Architekturstudenten aus aller Welt an. In diesem Ortsteil von Bellinzona können sie erleben, wie Urbanistik und Architektur zusammengehen. Das sagt der Architekt und Snozzi-Schüler Michele Gaggetta.
Snozzis Baukunst zeichne sich dadurch aus, dass er versuchte, den Menschen eine angenehme Wohnumgebung zu schaffen. Architekt Gaggetta betont, dass Snozzi im Gegensatz zu anderen Architekten nicht versuchte, sich selber ein Andenken zu schaffen. Ein Rundgang durch Monte Carasso veranschaulicht diese Denkweise.
Gärten auf den Dächern
Snozzis Grundsatz und die wichtigste Regel seines Masterplans: Alles muss zueinander passen. In der Gasse wo ehemalige Ställe umgebaut wurden, darf nicht höher als dreistöckig gebaut werden.
Auffällig ist, dass in Monte Carasso vielfach die Vorgärten fehlen. Die Antwort von Michele Gaggetta: so kann Platz gespart werden. Dafür wird der Platz auf dem Dach genutzt.
Viele Häuser von Monte Carasso haben ein Flachdach, das als Terrasse dient. Der Platz ist eine kostbare Ressource. Dieser Grundsatz wurde in Monte Carassos Baukunst verinnerlicht.
Das gefällt: Monte Carasso ist ein sehr beliebter Wohnort. Sein Erschaffer, Luigi Snozzi, hat dieses Jahr den Schweizer Grand Prix Kunst erhalten.