Auf die Seychellen zum Schnorcheln? Mal eben zum Einkaufen auf ein verlängertes Wochenende nach London? «Ökologisch auf jeden Fall eine schlechte Bilanz», sagt Fabian Weber, der sich am Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern mit den Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt beschäftigt. Er hat die Zahlen parat.
Laut einer Studie der University of Sidney von 2018 sorgt Tourismus für acht Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstosses. Die Forscherinnen und Forscher berücksichtigten nicht nur die Emissionen durch Flug-, Schiffs- und Autoverkehr, sondern auch den Schadstoffausstoss, der etwa bei der Erzeugung von Lebensmitteln und Reisesouvenirs entsteht.
Bis zu 80 Prozent des ökologischen Fussabdrucks mache dabei in der Regel die An- und Abreise aus, sagt Fabian Weber. Deshalb müssten sich alle Gedanken machen, ob sie wirklich so viel fliegen wollten. Erst recht, weil die Zahl der Flugpassagiere weiter steigt.
«Passagierrekord auf deutschen Flughäfen», meldete die deutsche Tagesschau vor wenigen Tagen. Eine Steigerung der Fluggastzahl von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr meldete der Zürcher Flughafen für das Jahr 2018. Zwar kompensieren Flugreisende ihren CO2-Ausstoss deutlich häufiger als früher durch Zahlungen an Umweltprojekte, doch deckten diese freiwilligen Beiträge 2018 – laut «Myclimate» – bloss ein Prozent der Abflüge aus der Schweiz ab.
Lippenbekenntnis Nachhaltigkeit
Auf strategischer Ebene sei der Nachhaltigkeitsgedanke in der Branche «sicher präsenter als auch schon», sagt Tourismusforscher Fabian Weber. Nachhaltigkeit sei auch in der Tourismus-Strategie des Bundes als wichtiges Handlungsprinzip verankert.
«In der Branche kann man aber beobachten, dass es vor allem einige Pioniere sind, die diese Verantwortung sehen und von sich aus aktiv sind», sagt Weber. Ein systematischer Zugang der Branche sei bisher nur ansatzweise zu erkennen, «dabei hätte gerade die Schweiz sehr gute Voraussetzungen, sich als nachhaltige Tourismusdestination zu positionieren».
Die Macht der Touristen
Nachhaltigkeit im Tourismus bedeutet nicht bloss, die Emissionen des Flug- und Kreuzfahrtschiffverkehrs zu reduzieren. Wichtig ist es auch, dass die Reisenden sparsam mit Energie und Wasser umgehen und ihre Abfallmenge verringern. «Die Touristen haben einen grossen Hebel, eine grosse Wirkung, indem sie ihr Reiseverhalten ändern», erklärt Fabian Weber.
Und nicht zuletzt geht es auch um die Menschen in den Tourismusgebieten. Fabian Weber weist darauf hin, dass die Menschenrechte besser geschützt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssten, besonders in einigen Destinationen in Entwicklungsländern, wo Arbeitgeber die vielen wenig qualifizierten Arbeitskräfte oft ausnutzten.
Fabian Weber nennt als Problem auch «Overtourism»: Orte, wo sich zu viele Touristen tummeln, die die Ressourcen, die Infrastruktur und die Bevölkerung übermässig strapazieren. Man denke an Venedig oder die Kurzzeitwohnungsvermietungen von Barcelona bis Berlin.
Drei Vorschläge zur Verbesserung
Fabian Weber schlägt drei Massnahmen vor, damit der weltweite Tourismus nachhaltiger wird:
- Die Besteuerung von Kerosin.
- Die UNWTO, die Tourismusorganisation der UNO, sollte sich aktiver dafür einsetzen, die UNO-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
- Staaten und Reiseveranstalter sollten mehr für die Menschenrechte in Tourismusgebieten tun.
Gefragt ist also, dass die Politik handelt. Und übrigens: Schöne Fische gibt’s nicht nur auf den Seychellen.