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Roger Willemsen trägt eine Brille. Er redet.
Legende: Roger Willemsen wollte Gehör finden, er war geprägt von Neugier und Rastlosigkeit. Keystone

Nachrufe 2016 Roger Willemsen war rastlos, mühelos – und immer brillant

Neugier und Rastlosigkeit, das waren seine ganz persönlichen Kennzeichen. Wer ihn einmal bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten erlebt hat, erkannte noch etwas Anderes: Er war ein Menschenfänger. Einer, dem Andere zuhörten, der Interesse und Zuspruch erntete, bei allen, denen er begegnete.

Willemsen war ein Multitalent, ein Mann der vielen Begabungen und Interessen. Ein Intellektueller, der verstanden werden wollte, der sich Gehör verschaffte, mühelos, gleichsam spielerisch. Alles Dogmatische war ihm fremd. Er wollte berühren, mit dem, was ihn berührte, andere erreichen, mit dem, was ihn beschäftigte.

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Publizist und Mann des Fernsehens

Roger Willemsen war ein bedeutender Publizist und ein Mann des Fernsehens. Den Grimme-Preis erhielt er 1993 gleich für die erste Sendung, die er für das Medium produzierte, die Interview-Sendung «0137» für den Sender Premiere. Hier zeigte sich seine persönliche Haltung im Gespräch, vorurteilslos, neugierig, gelassen. Er konnte mit Vielen über Vieles reden, ohne banal zu werden oder spekulativ. Das machte auch seinen Erfolg und seine Popularität, die er mit seiner Sendung «Willemsens Woche» im ZDF hatte.

2004 bis 2006 wurde Willemsen als Nachfolger von Daniel Cohn-Bendit Moderator des Literaturclub, einer seiner letzten regelmässigen Auftritte im Fernsehen, die Willemsen, brillant wie immer, absolvierte.

Unbestechlich, engagiert

Von Anfang an hat der 1955 in Bonn geborene Willemsen auch als Autor gearbeitet. Er schrieb Reisebücher, politische Essays und Romane. Seine Haltung blieb unbestechlich, auch in seinem Engagement bei zahlreichen Hilfswerken von Amnesty International bis zur UN-Flüchtlingshilfe. Aufsehen erregte er mit seinen Gesprächen mit Guantanamo-Häftlingen, die er zu ihren Haftbedingungen befragte. Für das Fernsehen drehte er noch Dokumentationen und beobachtete zuletzt ein Jahr lang das Geschehen im Deutschen Bundestag. Sein Buch «Das Hohe Haus» wurde ein Bestseller.

Nachrufe 2016

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Eine letzte Verbeugung: Auch für diese Kulturschaffenden fiel dieses Jahr der letzte Vorhang. Alle Nachrufe in der Übersicht .

Unterwegs ganz bei sich

Ganz bei sich war Roger Willemsen in seinen Reise-Essays «Die Enden der Welt» von 2010. Der Intellektuelle in der Rolle des «Rasenden Reporters». Unermüdlich unterwegs, angetrieben von Neugier und Empathie, so war Roger Willemsen. Das Publikum hat ihn dafür immer geschätzt und vielleicht manchmal noch etwas mehr als das.

Im August vergangenen Jahres wurde bei ihm eine Krebserkrankung festgestellt. Roger Willemsen hat danach alle öffentlichen Auftritte abgesagt. Jetzt ist er in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben.

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