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Feminismus Nett bitten? Reicht nicht mehr!

Die nächste Revolution wird feministisch sein – da ist sich Laurie Penny sicher. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun, denn was bisher erreicht wurde, ist stets auch in Gefahr wieder verloren zu gehen.

Wenn man nach der Extravaganz ihrer sich stetig wechselnden Frisur und Haarfarbe gehen würde, dann könnte man Laurie Penny wohl durchaus ein grosses Mass an Devianz und Frechheit zuschreiben. Und wahrscheinlich liegt man damit auch gar nicht so falsch.

Laurie Penny

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Legende: SRF

Laurie Penny studierte Englische Literatur in Oxford. Die Feministin arbeitet heute als Journalistin, Autorin, Bloggerin und Kolumnistin.

Sie schreibt regelmässig für The Guardian, The Times, den New Statesman und für The Independent.

Ihre Themen sind Feminismus, Politik und Pop-Kultur.

Die knapp über 30 Jährige Britin ist Journalistin, Autorin, Feministin und Nerd. So zumindest lautet @PennyRed’s Selbstbeschreibung auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dessen intensive Nutzung wohl die einzige Parallele zum gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten darstellt.

Penny gehört zurzeit zu den wichtigsten und lautesten Kämpferinnen für den Feminismus und die Emanzipation.

Der Druck auf Frauen ist gross

Das erste Mal feministische Luft schnupperte die heutige Aktivistin als 11 jähriges Mädchen. Damals entdeckte Penny ein Buch der australischen Feministin und Schriftstellerin Germaine Greer mit dem Titel «The Whole Woman».

Dieses Werk sollte bis heute für ihr Leben ausschlaggebend bleiben, denn dadurch fand Penny zum Feminismus. Das junge Mädchen sendete Greer damals sogar einen Brief in dem sie beteuerte, dass sie später auch Feministin werden wolle. Penny hielt ihr Wort.

Heute vertritt sie einen «antikapitalistischen Feminismus», wie sie es nennt. Denn laut Penny ist es die vom Kapitalismus geprägte Wirtschaft, welche die Basis für die gegenwärtige weibliche Unterdrückung legt. Zudem sei der Sexismus in der westlichen Gesellschaft strukturell verankert, ist sie sich sicher.

Buchhinweis

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Penny, Laurie:

  • Meat Market. Female Flesh Under Capitalism, Washington 2011
  • Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus, Hamburg 2012
  • Unspeakable Things. Sex, Lies and Revolution, London 2014
  • Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution, Hamburg 2015
  • Babys machen und andere Storys, Hamburg 2016
  • Penny Red. Notes from the New Age of Dissent, London 2011

So kritisiert sie beispielsweise die ästhetische Kontrolle über den weiblichen Körper. Damit meint sie den Druck, welcher auf Frauen ausgeübt wird, sofern diese in der Öffentlichkeit nicht gewissen Standards entsprechen.

Die Zeit für höfliches Bitten ist definitiv vorbei

Penny prangert aber auch unsere Sozialstruktur an, zumal sie darin immer noch unzählige Frauen sieht, die Arbeiten erledigen, für die sie weder bezahlt noch entsprechend geschätzt werden: So etwa die Haus- aber vor allem auch die Reproduktionsarbeit und das Erziehen der Kinder.

Penny fordert diesbezüglich eine erhöhte Sensibilität und ein radikales Umdenken, denn ohne diese Arbeit würde unsere Gesellschaft zusammenbrechen. Doch wie hat das Platz im gegenwärtigen kapitalistischen System? Eine Meuterei muss her! – soviel ist sicher. Denn die Zeit für höfliches Bitten ist laut Penny definitiv vorbei.

Penny, die selber Aktivistin ist, vertritt aber auch in Bezug auf die Prostitution eine eigenwillige Ansicht. So ist sie sich sicher, dass beinahe jede Art von Arbeit ausbeuterisch sei, nicht nur die Sexarbeit. Dort werde der Körper zwar explizit verkauft, aber verkaufen eine Putzkraft oder ein Pizzabote mit ihren Tätigkeiten ihre Körper denn nicht genauso?

Arbeit und Ausbeutung

Und – so fragt Penny weiter – wer mache seinen Job denn überhaupt freiwillig? Gehen die meisten nicht vielmehr aus einem Gefühl von Obligation und keineswegs aus Konsens zur Arbeit?

Verwandte Sendungen

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  • Ihr Hashtag «Weil ein #Aufschrei nicht reicht» wurde zum Ereignis : Anne Witzorek.
  • Darüber hat sie ein Buch geschrieben.
  • Der «Schilling-Report» plädiert für mehr Frauen in Führungsgremien.

Im moralischen Aufschrei über die Sexarbeit sieht Penny letztlich die Tabuisierung von öffentlich gelebter, freier, weiblicher Sexualität, denn über diesen Primat verfügten zumeist die Männer – bisher jedenfalls.

Die junge Britin schreibt und politisiert aber nicht nur, sie ist seit jeher auch vernarrt in Bücher. Vor allem in Fantasy Romane über magische und dystopische Welten kann sie sich tagelang vergraben, denn sie sei eben ein Nerd. Aber Penny tut dies, ohne dass sie die Welt um sich vergessen würde.

Denn genau das liebt sie an den Romanen oder Serien wie Game of Thrones, dass, auch wenn in ihnen viel Gewalt gezeigt wird, doch überspitzte aber unübersehbare Parallelen zu unserer Lebenswelt nachgezeichnet werden und wir uns also mit einer Parodie unserer selbst beschäftigen und daraus Erkenntnisse gewinnen können.

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