Seit Dienstag ist die neue Netflix-Show «With Love, Meghan» der Duchess of Sussex zu sehen. In acht Episoden kocht, backt und gärtnert Meghan. Sie zeigt uns, wie man die perfekte Gastgeberin ist und lädt prominente Freunde und Freundinnen ein. Die Show wurde im Internet verrissen. Warum?
1. Gefakte Bescheidenheit
Es nervt, dass eine Reiche so tut, als würde sie Alltagstipps für Normalos geben. Es seien die kleinen Dinge, die zählen, sagt Herzogin Meghan, als sie durch eine der exklusivsten Gegenden Amerikas fährt, um Blumen im Wert von mehreren hundert Dollar zu kaufen.
Ob sie nicht merke, wie realitätsfremd das sei, fragt die britische Presse im Tenor. Das Badesalz, die Lavendel-Lappen, die aus nur 15 Sorten im Regenbogendesign arrangierte Fruchtplatte. Die Herzogin möchte, dass wir wissen, was für eine tolle Zeit wir bei ihr hätten – nur, dass gar nicht bei ihr zuhause gedreht wurde. Eine andere kalifornische Villa beherbergt ihre endlose Sammlung von prall gefüllten Weckgläsern.
Eine Tiktok-Userin fragt: «Wer kocht mit einem Pullover über den Schultern ????????». Einem 1000 Dollar teuren Kaschmirpullover übrigens.
2. Royales Klugscheissertum
Sicher lässt sich einwenden, dass die Herzogin nach dem Ausstieg aus dem royalen Leben einer beispiellosen Hexenjagd ausgesetzt war. Untragbar. Das Königshaus ist bei «With Love, Meghan» kaum Thema. Ausser beim schlimmsten Moment der Serie, dessen Kurzausschnitt die sozialen Medien flutet.
Als Schauspielkollegin Mindy Kaling die Gastgeberin als Meghan Markle anredet, korrigierte diese verkrampft: «So lustig, dass du mich immer noch so nennst. Du weisst doch, ich bin jetzt Sussex.»
Es kommt nicht gut an, wenn sie einer anderen erwachsenen Frau erklärt, wie man eine Banane schneidet. Oder sie korrigiert, wie man «Le Creuset» richtig ausspricht. Aber auch Meghan setzt die Aussprache in den Sand.
3. Die Beauty-Schrift
Meghans Trumpf ist ihre Handschrift. Sie ist wunderschön. Kein Wunder, dass sie also alles – wirklich alles – anschreibt. Toll, stellt sie jeden Kalligrafen in den Schatten. Aber es hilft nicht, die Absurdität der Show zu mindern. Ist die Gefahr wirklich so gross, dass ihr Gast Daniel die selbstgemachten, auf dem Nachttisch drapierten Trüffel-Popcorn nicht von Ohropax unterscheiden kann?
4. Banales über Harry
Über das Privatleben der Duchess lernt man wenig. Ausser als sie Kelis’ Song «Milkshake» anstimmt und trällert, dass sie zu Hause ihre «Boys» mit Speck (nicht Milchshakes) anlockt. Prinz Harry liebt also Speck. Das ist eigentlich schon das Saftigste. Salziger wird’s nur, als sie preisgibt, dass ihr Mann alles würzt, bevor er es probiert. Gut (?), dass wir das nun wissen.
5. Geldmacherei
Als Meghan beim zehnten Mal gesagt hat, wie gern und gut sie Konfitüre macht, habe ich gegoogelt. Ja, «jam is her jam», wie man auf Englisch sagt, wenn man etwas gut findet. Aber es kann nicht sein, dass sie als Produzentin der Sendung nur wollte, dass wir verstehen, dass sie Früchte mit Zucker aufkochen und konservieren kann.
Natürlich kommt die Konfitüre à la Meghan auf den Markt. Wann die Produktlinie «As Ever», bestehend aus Konfitüre, essbaren Blüten, Tee und Keksmischung, erscheint, ist noch unklar.
Fazit: Die Show weiss nicht, was sie sein will. Allen voran soll es offenbar ein Startschuss für die neue Karriere der Herzogin von Sussex als Lifestyle-Guru im Stil von Martha Stewart sein. Meghan reiht sich ein in den Kanon von Leuten wie Pamela Anderson und David Beckham, die gefakt bodenständig Gemüse ernten, Rasen mähen und Bienen halten.