«Hilarious» muss er wohl gewesen sein. Der Witz von Papa William, der das Foto seiner Liebsten knipste. Mum Kate, sichtlich erholt von einem mysteriösen Krankenhausaufenthalt, zum Muttertag im Kreis ihrer Kinder. Look: casual, aber classy. Location: nah an Natur (natürlich!). Mood: ausgelassen, aber nicht ausser Rand und Band. Scheinbar perfekt fürs Familienalbum. Besonders, wenn es die ganze Welt bestaunen kann.
Das neueste Foto der britischen Royals ist eigentlich auffallend unauffällig: Im bestmöglichen Licht geknipst zwar, aber eines unter vielen – zigfach gezeigt in Klatschpresse und Co.. Wäre da nicht die linke Hand von Töchterchen Charlotte.
Bei Charlottes himbeerfarbenen Cardigan ist nämlich etwas schräg: Oder was soll dieser Stofffetzen am Bund? Aus Verdacht auf Manipulation zogen einige Bilderagenturen das Foto zurück. Die AFP rief sogar ihre Kunden auf, das Foto sofort von den Online-Portalen und sogar von den Servern zu löschen. In Zeiten, in denen uns nicht nur Photoshop, sondern auch künstliche Intelligenz über die Authentizität von Fotos rätseln lässt, ist der zackige Rückzug nachvollziehbar und logisch.
Manipulation mit Tradition
Mittlerweile hat sich Kate zu Wort gemeldet. Als «Amateurin» habe sie an dem Foto gefeilt. Das wäre also geklärt. Nicht jedoch die Frage: Warum überhaupt der Rummel, wenn an royalen Fotos rumgefummelt wird? Ein Blick in die Fotogeschichte der Royals zeigt: «Manipulation» von Fotos hat Tradition – und der Königsfamilie früher den Kopf gerettet.
Erschüttert durch die Abdankung von Edward VIII. steckte die Monarchie Ende der 1930er-Jahre in der Krise. Trendy Cecil Beaton – Starfotograf, der sonst Filmstars wie Marlene Dietrich oder Katherine Hepburn vor der Linse hatte – sollte ein neues Licht auf die Royals werfen.
Von der Queen Mum an den Hof beordert, inszenierte sie Beaton nicht stier und nüchtern, wie das Fotografen bisher taten, sondern zeigte sie als Märchenfigur – magisch, romantisch, «fabulous».
Später - mittlerweile zum Hoffotografen der Royals geworden - zeigte Beaton die Royals im «realistischerem» Licht. Als Reaktion auf Kritik am Königshaus zeigte sich die royale Familie in den 60ern «down to earth». Bezeichnend dafür: Prince Andrews Babybilder. Intim, schlicht, ohne Pomp – schon oft so bei Normalos gesehen.
Wirklich alles nur Fassade?
Die Geschichte des sicherlich teuren Starfotografen, der am Image der Royals feilte: Sie wird nun keine Leserin vom Stuhl oder – im besten Fall – Thron hauen, wenn sie sie hört. Da hat jemand die royale Familie inszeniert? Keine Breaking News! Ihr ein neues Image verliehen? Na klar: Denn auch die Royals müssen sich irgendwie verkaufen.
Royals, auch wenn sie so tun, sind irgendwie nie ganz von dieser Welt und «echt» – liegt nicht genau darin auch ihr Reiz? Wenn jedoch Prinzessin Kate höchstpersönlich einen Schnappschuss «korrigiert», scheinen dann doch viele baff. Das Bild: ein bisschen fake. Echt jetzt?
Wer jetzt trotzdem noch über das Bild der Royals rätseln mag: Was will uns klein Louis mit seinen überkreuzten Fingern sagen? Happy family, doch nur vorgespielt? Oder etwa: «fingers crossed» bei der Analyse des Bildes?