Noch vor wenigen Monaten war für die meisten Menschen ein Lockdown undenkbar. Nicht für die «Prepper» – jene Menschen also, die sich auf genau solche Krisen jahrelang einstellen.
Die Prepper-Bewegung entstand in den USA. Dort versteht sich 1 Prozent der Bevölkerung als «Vorbereitende». Dieser Subkultur wollte der Ethnologe Bradley Garrett auf den Grund gehen.
Für sein aktuelles Forschungsprojekt begleitete Garrett «Doomsday Preppers» auf der ganzen Welt: Menschen, die sich mit einem eigenem Bunker, Sauerstofffiltern und massenhaft Vorräten aktiv auf eine Katastrophe vorbereiten.
«Ich habe sie bei ihrer Planung beobachtet, ihre Bunker besucht und versucht, ihre Weltsicht zu verstehen», erzählt Garrett.
Krankheit, Krieg, Klimakrise
Prepper fühlen sich wohl zu Zeiten von Corona ziemlich bestätigt. Die aktuelle Situation beunruhigt viele. Doch Prepper bereiten sich nicht nur auf reale, sondern auch auf weniger reale Bedrohungen vor.
Prepper hätten einen dunklen Blick auf die Geschichte, sagt Garrett: «Sie sehen die Menschheitsgeschichte als eine Abfolge von Katastrophen: Stürme, Vulkanexplosionen, Krankheitsausbrüche oder Kriege.» Aus Sicht eines Preppers sei es also durchaus rational, sich darauf vorzubereiten.
Prepper seien aber nicht grundsätzlich Pessimisten, sagt Garrett. «Sie sind optimistisch, was die Widerstandskraft ihres Staates oder ihrer Gemeinde angeht.» Sie versuchten diese Widerstandskraft durch ihr Verhalten zu stärken.
Solidarisch preppen
Es gehe Preppern um die Kontrolle des Unkontrollierbaren. Und um die eigene Sicherheit. Preppen scheine zunächst egoistisch, sagt Garrett.
Es geht auch anders. Garrett besuchte Mormonen in Utah, die sich als ganze Gemeinschaft auf das drohende Ende vorbereiten – inklusive unabhängigem Telefonnetz. Die gemeinsame Vorbereitung mache die ganze Gemeinschaft stärker.
Zeigefinger auf die unangenehmen Fakten
Die aktuelle Situation zeige, dass nur ein Staat effizient Katastrophenschutz für alle organisieren könne, sagt Garrett. Wenn sich jedoch alle ein wenig vorbereiteten, dann könne das die Gesellschaft als Ganzes entlasten.
Da könnten wir doch auch etwas lernen von Preppern, findet Garrett. Denn Prepper würden sich damit auseinandersetzen, womit sich niemand auseinandersetzen wolle: Im Kern sind wir alle verwundbar.
Es gelte eben sowohl für Staaten, wie auch für Individuen: Wer vorbereitet sei, der oder die könne nicht nur auf sich selbst schauen, sondern auch auf andere.