Seit heute Montag ist die Bewerbung offiziell: 2025 La Chaux-de-Fonds die erste Schweizer Kulturhauptstadt sein. Die Stadt und der Kanton Neuenburg haben für die Ankündigung die Maison Blanche gewählt. Das Weisse Haus thront am Hang über der Stadt. Gezeichnet wurde es vom Architekten Charles-Édouard Jeanneret. Später ging er als Le Corbusier in die Weltgeschichte ein.
La Chaux-de-Fonds hat eine grosse Vergangenheit. Deshalb ist die Uhrenstadt zusammen mit Le Locle im Unesco-Welterbe eingetragen. 2025 soll La Chaux-de-Fonds zum kulturellen Zentrum der Schweiz werden, sagt Olivier Schinz, Projektleiter für die Kandidatur.
Der Küchentisch im Zentrum
Für die Zeit als Kulturhauptstadt sind grosse Eröffnungs- und Schlussfeiern geplant. La Chaux-de-Fonds will aber an kleineren Anlässen auch die lokale Kultur in Szene setzen, etwa mit dem Begriff «Faire Chaux-de-Fonds». Das bedeutet: sich um den Küchentisch zu versammeln – denn viele der Häuser, die für die Arbeiter in der Uhrenindustrie geplant wurden, haben keine Stube. Deshalb trifft man sich in La Chaux-de-Fonds in der Küche – 2025 dann wortwörtlich.
«Wir wollen ein Programm zu ‹Faire Chaux-de-Fonds› bieten. Dabei sollen Besucher in eine Küche eingeladen werden, wo es eine künstlerische Darbietung gibt. Oder man kann bei Privaten übernachten. Diese Gastfreundschaft wollen wir allen bieten», sagt Schinz.
Neue Dynamik erhofft
In der Westschweiz hatte La Chaux-de-Fonds zuletzt einen schweren Stand. Die Uhrenstadt verliert seit einigen Jahren Einwohnerinnen und Einwohner und ist damit eine Ausnahme in der Westschweiz.
Der Titel Kulturhauptstadt soll da für neue Dynamik sorgen. Die Chancen dafür stehen gut. La Chaux-de-Fonds hat für 2025 keine Konkurrenz. Denn der Verein hinter der Idee einer Kulturhauptstadt plant mit der Uhrenstadt für die erste Ausgabe. Vereinspräsident Daniel Rossellat, der zugleich Direktor des Paléo Festivals ist, sagt: «Damit wir überzeugen können, dass in die Kultur investiert werden soll, braucht es ein konkretes Projekt. Deshalb haben wir mit La Chaux-de-Fonds zusammengearbeitet und Machbarkeitsstudien gemacht.»
Alles steht und fällt mit dem Geld
La Chaux-de-Fonds hat den Titel also auf sicher, sofern die Bewerbung den Anforderungen entspricht. Das Dossier wird im Herbst eingereicht. Die Achillesferse ist das Geld: Über die Hälfte des Budgets von 15 bis 20 Millionen Franken soll von Privaten kommen. Die andere Hälfte steuern die Stadt, der Kanton Neuenburg und der Bund bei.
Mit dem Bundesamt für Kultur sind Gespräche in Gang. Gesichert ist aber noch nichts. Deshalb besteht das Risiko, dass die Idee einer Kulturhauptstadt zum Rohrkrepierer wird.
Projektleiter Olivier Schinz sagt: «Das Risiko hält sich in Grenzen, aber es existiert. Die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Aber alle Kontakte, die wir haben, geben uns Hoffnung.»
Am Beispiel von La Chaux-de-Fonds wird sich also zeigen, ob sich in der Schweiz das Konzept einer Kulturhauptstadt etablieren wird oder nicht. Wenn es funktioniert, soll die Schweiz alle drei bis fünf Jahre eine neue Kulturhauptstadt küren.