Pulse of Europe will die Menschen wieder für Europa zu begeistern. Vor drei Monaten demonstrierte eine kleine Gruppe erstmals in Frankfurt, inzwischen protestieren Junge und Alte in 39 deutschen Städten.
Auch in anderen Ländern gehen Menschen für ein gemeinsames Europa auf die Strassen. Eigenen Angaben zufolge protestieren für Pulse of Europe inzwischen zehntausende Menschen.
SRF: Warum haben Sie Pulse of Europe gegründet?
Hansjörg Schmitt: Für uns acht Mitglieder der Bürgerinitiative gibt es ein Schlüsselereignis: die Brexit-Entscheidung. Wir haben uns gesagt: Man kann jetzt nicht einfach auf dem Sofa sitzen bleiben. Es muss etwas getan werden.
Was wollen Sie mit der Bewegung Pulse of Europe erreichen?
Eines der wichtigsten Ziele ist es, Europa aus dieser negativen Ecke heraus zu bekommen. Wir haben von der Aufbaugeneration ein sagenhaftes Geschenk erhalten.
Europa und die Europäische Union stehen vor allem für den Frieden. Irgendwie ist es verloren gegangen, das zu würdigen. Auch die Würdigung des Gemeinschaftsgefühls und der europäischen Identität als etwas Positives. Die Probleme sollte man in einer positiven Haltung lösen. Diese Haltung wollen wir stärken.
Was kann etwas bewirken, wenn nicht die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit?
Glauben Sie, dass Sie mit Ihren Demonstrationen konkret etwas verändern können?
Das glaube ich auf jeden Fall. Wir sehen das an der Resonanz, an den Menschen, die kommen. Jene, die sich vorher fast nicht getraut haben, für Europa einzustehen, tun das jetzt wieder. Wir sind vereint, machen uns gegenseitig Mut.
Die öffentlichen Plätze waren oft mit negativen Schlagzeilen über andere Demonstrationen in den Medien. Die sind jetzt wieder positiv besetzt. Das kann sehr viel bewirken.
Was kann etwas bewirken, wenn nicht die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit? Wenn das nicht mehr funktioniert, dann haben wir ein Problem.
Eine Demokratie scheitert an der Teilnahmslosigkeit der Demokraten.
Wie wollen Sie Anhänger von populistischen und europaskeptischen Bewegungen erreichen? Pegida-Anhänger zum Beispiel sind ja nicht gerade dialogbereit.
Das ist richtig. Wir richten uns aber auch an die Europaskeptiker. Wir sind der Überzeugung, wenn eines der wichtigsten Mitgliedsländer austritt, steht nicht alles zum Besten. Die Europäische Union muss reformiert werden. Sie muss in einer positiven Geisteshaltung reformiert werden. Dann werden wir Lösungen finden.
Zuerst muss man aber die Unentschlossenen darauf hinweisen, wie wichtig Europa für unser gemeinsames Leben ist. Die Nichtwähler wieder aktiv für die Unterstützung von Europa zu gewinnen, ist ein wesentlicher Beitrag. Eine Demokratie scheitert an der Teilnahmslosigkeit der Demokraten. Alle werden wir sicher nicht erreichen, aber das ist auch nicht unser Ziel.
Wie erklären Sie sich, dass Ihre Idee bei so vielen Menschen ankommt?
Mit einem vorhandenen Bedürfnis, das geweckt werden muss: Es gibt in der Bevölkerung eine Begeisterung für Europa. Es ist leichter, dieses Gefühl zu teilen, wenn man weiss, dass man nicht alleine damit ist. Das war unsere Grundannahme – und die war offensichtlich richtig.
Das Gespräch führte Katharina Mutz.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 14. März 2017 13 Uhr.