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Raben im Londoner Tower Londons Lieblinge leiden an Langeweile

Keine Touristen, nichts zu tun: Die legendären Raben im Tower von London liebäugeln mit einer Luftveränderung. Was dann?

Sie heissen Fleur, Gundulf, Poppy oder Harry. Sieben Kolkraben tummeln sich frei im Gelände des Towers – gehegt, gepflegt von einem Rabenmeister, der nur für sie verantwortlich ist. Der zurzeit amtierende heisst Christopher Skaife. Und er macht sich Sorgen, weil sich die Raben langweilen.

Statt der täglichen 15'000 Besucherinnen und Besucher kommen zurzeit gerade mal gegen die 800 vorbei. Das sind weniger denn je: Sogar während des Zweiten Weltkrieges waren es mehr, wird Christopher Skaife in der Zeitung The Guardian zitiert .

Keine Handtaschen zu plündern

Da gibt es kaum was zu plündern für die sieben Raben – weder Handtaschen noch Chips-Tüten von Touristen. Auch Streicheleinheiten und sonstige Aufmerksamkeiten sind drastisch reduziert.

Der Rabenmeister befürchtet, dass sich die Raben deshalb davon machen könnten. Und das würde – so besagt es die Legende – den Untergang des britischen Königshauses bedeuten.

Allerdings: Weit kämen die Raben nicht. Ihre Flügel sind gestutzt. Die Gefahr für das englische Königshaus hält sich also in Grenzen.

Tower-Wohnrecht für Raben

Schön aber ist die Geschichte trotzdem, bietet sie doch Gelegenheit, alte Legenden aufleben zu lassen: Dass Charles II. zum Beispiel im 17. Jahrhundert den Raben das Wohnrecht im Tower zubilligte. Schön auch die Mythen rund um die Raben als Totenvögel oder Trickster.

Allerdings ist bei den Raben im Tower Vorsicht geboten. Wahrscheinlich handelt sich bei ihre Geschichte um eine so genannt «erfundene Tradition». Denn das erste Bild der Tower-Raben stammt aus dem Jahr 1883 und die ersten schriftlichen Quellen aus ähnlicher Zeit.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurden sie damals schon als Touristenattraktion in Szene gesetzt.

100 Sekunden Wissen, Radio SRF 2 Kultur, 31.8.2020, 6.54 Uhr ; 

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