Die Aufregung war gross, als das Ulmer Münster die drei Könige aus seiner Krippe entfernte. Die Darstellung des schwarzen Königs, so hiess es, sei rassistisch. Auch in Bayern und Österreich gab es Diskussionen wegen Blackfacing von Sternsing-Kindern.
Noch im letzten Jahr wollte es der Bischof von Augsburg Blackfacing als «Tradition» aufrechterhalten. Österreichische FPÖ-Politiker stiessen ins gleiche Horn.
Anders Aachen: Hier erklärt das Sternsing-Hilfswerk Missio, wie diskriminierend solches Blackfacing für Menschen dunkler Hautfarbe ist. Darum sollte man das lassen.
In der Schweiz spielen weder die Hautfarbe noch das Geschlecht der Königskinder eine Rolle. Sternsingen Schweiz empfiehlt seit 2022, sich nicht anzumalen. Mädchen und Knaben sollen so kommen, wie Gott sie geschaffen hat.
Aus Sterndeutern werden Könige
Die Bibel weiss ohnehin nichts von einem König an der Krippe. Die Könige entspringen späterer Volksfrömmigkeit und der Lust, die Krippenszene künstlerisch auszustaffieren.
Die biblische Weihnachtserzählung spricht nur von «Sterndeutern» oder «Gelehrten aus dem Osten». Dass diese «Weisen aus dem Morgenland» drei gewesen seien, ist eine Idee der christlichen Kunst. Sie bezieht die Zahl 3 immer auch auf die Dreifaltigkeit Gottes.
Spätantike Darstellungen auf Steinen und Münzen zeigen gleich aussehende drei Männer mit orientalischer Kopfbedeckung. Die «phrygischen Mützen» kennzeichnen die Figuren als Personen, die aus dem Osten oder eben Orient stammen.
Bis ins Mittelalter konnten die drei Männer auch unterschiedlichen Lebensalters sein. Sie pilgern als Jüngling, erwachsener Mann und Greis nach Bethlehem, um das Jesuskind zu verehren.
Ein Repräsentant für den Kontinent Afrika
Erst mit der Renaissance werden die drei Könige zu Repräsentanten der drei damals bekannten Kontinente: Europa, Asien und Afrika. Das soll ausdrücken: «Die ganze Welt» kommt und bekennt sich zu Jesus als Erlöser.
Die drei Könige reisen jetzt auf herrschaftlichen Tieren an: Der Europäer reitet hoch zu Ross, der orientalisch-asiatische König auf einem Kamel und der König Afrikas auf einem Elefanten. Das alles auszumalen, war den Künstlern natürlich eine besondere Lust.
Der schwarze König ist meistens prächtig dar- und den anderen «Kontinenten» in nichts nachgestellt. Explizit rassistische Züge oder eine demütigende Stellung erfährt der schwarze König erst in der Neuzeit.
Auch wenn Jesus «weiss» dargestellt ist, gar mit blondem Haar und Eltern von europäischer Anmutung, entsteht ein Machtgefälle. Erst recht, wenn ein schwarzer Mensch vor diesen «Weissen» kniet und sie «anbetet».
Neue Krippen zeigen ein orientalisches Jesuskind
Rassistisch und darum entfernenswert sind jene Darstellungen, die den schwarzen König entblösst und halbnackt zeigen, während die beiden anderen bekleidet sind. Oder wenn nur er als einziger kniet.
Eindeutig rassistisch sind Bilder von Menschen mit Nasen- oder Ohrenringen, wie sie die Sklaven im 19. und 20. Jahrhundert tragen mussten. Ebenso rassistisch sind Bilder von Menschen mit übertrieben wulstig roten Lippen.
Zeitgenössische, also neue Krippen tragen dem allem Rechnung: Sie zeigen auch im Phänotyp eine «nahöstliche» heilige Familie. Oder sie sind abstrakter, ohne irgendwelche Hautfarben-Zuordnungen.
Schliesslich gibt’s wie bei den Sternsingkinder auch in Bilderbuch und Cartoon längst Königinnen, die Jesus und Maria sinnvollere Geschenke bringen als Gold, Weihrauch und Myrrhe.