Schadenersatz in Millionenhöhe – das forderten die Herstellerfirmen Hero Lenzburg und Roco Rorschach nach dem Ravioli-Test-Beitrag im Kassensturz von Fernsehen DRS. Ihr Vorwurf: Kundinnen und Kunden hätten Raviolibüchsen nach dem Beitrag in den Laden-Regalen stehen lassen.
«Da habe ich schon ein wenig gezittert»
Die Idee für den Beitrag hatte Oliver Affolter. Der Beitragsmacher sagte Jahre später in einer Kassensturz-Sendung, er habe erstmal leer geschluckt, als er damals von der Millionenklage erfahren habe: «Ich sass im Flugzeug nach Helsinki für eine Reportage, öffnete die Zeitung und las: ‹Millionenklage wegen Ravioli›. Da habe ich schon ein wenig gezittert und bei der Stewardess etwas Starkes bestellt.»
Die Konserven-Firmen waren der Ansicht, es habe unwahre Behauptungen im Beitrag über den Ravioli-Test gegeben, der am 10. März 1978 ausgestrahlt worden war. Grundlage dafür war ein Test der Stiftung für Konsumentenschutz.
Ravioli X-015
Um die Testresultate zu präsentieren, verpackte der Beitragsmacher diese in eine Agentengeschichte: «In dem Ravioli X-015 ist ein Mikrofilm versteckt mit sehr wichtigen Informationen. Auch wir sind natürlich an diesen Informationen interessiert.»
Ich öffnete die Zeitung und las: ‹Millionenklage wegen Ravioli›. Da habe ich schon ein wenig gezittert.
Im Beitrag kämpften sich die Agenten dann durch einen riesigen Berg Ravioli. Sie nahmen Teigtäschchen für Teigtäschchen von Hand auseinander, um deren Inhalt genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf den Büchsen stand nämlich nicht immer so genau drauf, was wirklich drin war.
Herzen und Schweineköpfe
Untersucht worden waren unter anderem die Fleischfüllungen von elf Raviolisorten. Qualitativ gab es grosse Unterschiede. Eine Herstellerin kam besonders schlecht weg: «In den Sarganser-Ravioli fanden die Tester gar Magen, Herz, Nieren, Bauchspeicheldrüsen, Lungen und Schweineköpfe» hiess es im Kassensturz-Beitrag. Zu sehen war ein Herz, weitere Innereien und eben auch ein Schweinekopf.
Die Tester fanden Magen, Herz, Nieren, Bauchspeicheldrüsen, Lungen und Schweineköpfe.
Diese Bilder verdarben wohl so mancher Zuschauerin und so manchem Zuschauer den Appetit. Ein Gericht urteilte später, der Beitrag sei trotz der reisserischen Aufmachung so zulässig. Die Resultate stützten sich auf eine fachkundige Beurteilung.
Damit hatte das Gericht also auch gutgeheissen, dass die Testresultate nicht einfach als nüchterne Grafiken präsentiert wurden, sondern in eine Agentengeschichte – mit zum Teil unappetitlichen Bildern – eingebettet waren. Die Kassensturz-Redaktion atmete auf. Die Hersteller zogen das Urteil nicht weiter – und so endete die Geschichte mit einem Vergleich zwischen den Kontrahenten.
Sendung: SRF 4 News, Tageschronik, 10.03.2017, 10:55 Uhr