Am Anfang seiner internationalen Karriere stand eine Frau: Gloria Swanson, der grosse Hollywoodstar des Stummfilms. Sie drehte 1921 in Paris einen Film und wollte für ihre Rolle die schönsten Kostüme haben.
Das war die Stunde von René Hubert. Der Ostschweizer lebte nach seiner Ausbildung an der École des Beaux Arts in Paris. Keiner schuf glamourösere Kostüme für Music Halls und Varietés als er.
«Opulenz war sein Stil»
Der Filmstar war begeistert. «Gloria Swanson hat mich von Paris nach New York engagiert als persönlichen Créateur», sagte René Hubert Jahrzehnte später im Schweizer Fernsehen. Créateur – dass hiess Zeichner und Schneider all ihrer Kleider – ob Theater, Film oder Privatgarderobe.
Dabei bliebs nicht. Bald schon kleidete René Hubert Stars ein wie Jean Simmons, Marlene Dietrich, Ingrid Bergmann und oder auch Shirley Temple. «Opulenz war sein Stil», sagt Filmhistoriker Andres Janser, der die Ausstellung zu René Hubert am Museum für Gestaltung Zürich kuratiert hat.
René Hubert hatte eine virtuose Art, Stoffe zu kombinieren. Matte Materialien versus schimmernden Stein, verschiedene Schichten. Da zeige sich seine Stickereizeichner-Ausbildung in St. Gallen: «Er verstand das Potenzial von Stoffen, die sich in der Kombination noch steigern können.»
Atemberaubende Kleider
Was Filmhistoriker und Kurator Andres Janser damit meint, verdeutlicht eine Szene aus «That Hamilton Woman», einem Schwarzweissfilm von 1941.
Schauspielerin Vivien Leigh rennt durch luxuriöse Gemächer zum Balkon, in die Arme ihres Geliebten. Atemberaubend dabei ihr Kleid: ein enges Bustier mit ausladendem Rock, mehrlagig.
In der Bewegung bauscht sich schimmernde Seide, tanzt glitzernder Tüll im Nachtwind – ganze 40 Sekunden lang. Fotogen sind diese Stoffe und ihr Schnitt. «Der Schauwert dieses Kostüms wird optimal ausgenutzt.»
Nominiert für zwei Oscars
Der Erfolg liess nicht auf sich warten: Zweimal war René Hubert mit seinen Kostümen für einen Oscar nominiert. Der begehrte Schweizer arbeitete diesseits und jenseits des Atlantiks, in den USA, in Europa.
Und auch in der Schweiz. An der Landesausstellung 1939 hat er im sogenannten Modetheater die Stoffe der Schweizer Textilindustrie wirkungsvoll in Szene gesetzt.
In den 1950er Jahren zog René Hubert zurück in die Schweiz, nach Zürich. Als Homosexueller sah er sich in der McCarthy-Zeit in den USA zusehends bedroht.
Design zum Abheben
Nun begann auch sein Engagement für die Swissair. Man suchte jemanden, der die Uniformen der Angestellten vom militärischen Look befreite. Ein kulturaffiner Pilot habe ihn empfohlen, so ein Gerücht.
Er erfand nicht nur den leichteren Look der Kostüme, sondern gleich die ganze Swissair neu. «Er hat den Blauton definiert, den man ganz schnell international als Swissair-Blue kannte, so Janser. «Das Swissair-Blue war Teil der Markenidentität dieser Fluggesellschaft ab 1950.»
Lebensrückblick im Museum
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der Star-Einkleider zurückgezogen in Zürich. Nach seinem Tod rettet ein Nachbar seinen Besitz vor dem Müll. Deswegen sind seine Entwürfe, seine Filmfotos, und sogar einige Originalkostüme erhalten geblieben.
Die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich bringt einen Vergessenen zurück ins Rampenlicht. Einen Star-Einkleider, dessen Leben selbst wie ein Film anmutet. Und sie macht klar: Zu diesem hätte René Hubert wohl die besten Kostüme gemacht.