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Salzburger Stier 2023 Patti Basler: «Deville macht einfach sein Ding»

Dominic Deville heisst der Gewinner des diesjährigen Salzburger Stiers, eines der wichtigsten Preise für die Kleinkunst-Szene. Seit 2016 führt der Komiker durch seine Late-Night-Show auf SRF 1 und bespielt als Kabarettist die verschiedensten Bühnen der Schweiz.

Was zeichnet die Komik des Ex-Kindergärtners aus? Berufskollegin Patti Basler über die Talente eines Tausendsassas.

Patti Basler

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Die studierte Erziehungswissenschaftlerin Patti Basler war früher Lehrerin und ist heute Slampoetin, Kabarettistin und Autorin. Ihre «Instant-Protokolle» in der Arena machten sie einem breiten Publikum bekannt. 2019 erhielt sie den renommierten «Salzburger Stier». Ihr aktuelles Bühnenprogramm heisst «Nachsitzen».

SRF: Was ist Dominic Devilles Alleinstellungsmerkmal? Dass er gelernter Kindergärtner und Punk ist?

Patti Basler: Wahrscheinlich. Ich würde aber nicht sagen, dass er gelernter Kindergärtner ist. Dominic Deville ist gelernter Punk, das ist er im Herzen immer geblieben. Er lässt sich nicht nach dem Strich striegeln. Das finde ich wunderbar.

Deville behält eine gewisse Haltung, was in der Satire wichtig ist. Das ist schwierig, denn mehr Gegenwind als ein Late -Night-Talker kann man nicht haben. Dominic Deville muss es allen recht machen: der Comedy, der Satire und der Politik.

War es eine gute Entscheidung, dass er den Stier bekommen hat?

Natürlich! Ich bin allerdings erstaunt über die Wahl. Ich hätte eher vermutet, dass jüngere Kunstschaffende gewinnen. In den letzten Jahren haben ja viele junge Kabarettisten und Kabarettistinnen den Stier erhalten.

Aber Deville ist ein absolut verdienter Preisträger. Obwohl er wahnsinnig erfolgreich ist und schon sehr viel in der Kleinkunst gemacht hat, hat er noch gar nicht so viele Preise erhalten.

Was sind die Kriterien bei der Wahl der Preisträger und Preisträgerinnen beim Salzburger Stier?

Deville macht sein Ding, und das ist in einem politischen Umfeld schwierig. Im Moment werden öffentlich-rechtliche Sender wieder vermehrt angegriffen: von der Politik, von links, von rechts, von oben, von unten und vom Fernsehen selbst.

Er kann wahnsinnig böse sein.

Es ist also wahnsinnig schwierig, eine Sendung zu produzieren, die allen Ansprüchen der verschiedenen Stakeholder gerecht wird. Ein Deville geht her und sagt: «Ich mache mein Ding!» Allein das verdient schon einen Preis. Ob es der Stier ist, spielt am Ende keine Rolle. 

Was genau ist «Devilles Ding»?

Das ist das Spannende. Deville ist in den letzten sechs Jahren viel politischer geworden. Anfangs konnte man ihn noch nicht so richtig einschätzen. Er hatte zwar politische Gäste, aber der Talk-Teil erfuhr in der Sendung zu wenig Gewicht, weshalb er auch weggelassen wurde.

Mit der Zeit wurde Deville immer differenzierter in seinen politischen Beobachtungen und hat ein wahnsinnig gutes Team im Hintergrund. Man hat die Sendung über die Jahre hinweg wachsen lassen – das finde ich schön.

Deville kann Comedy. Er kann hosten. Er kann Stand-up. Und er kann auch wahnsinnig böse sein. Nicht umsonst heisst er Deville, was oft mit «Teufel» übersetzt wird.

Das Gespräch führte Florian Hauser.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 07.11.2022, 08:15 Uhr ; 

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