Wenn der Schweizer Heimatschutz den Schulthess Gartenpreis vergibt, weiss er seit 20 Jahren treffsicher, wie man brisante Themen und markante Anlässe klug miteinander verknüpft.
2018 ist das Thema die Tatsache, dass den Kulturlandschaften zusehends ein harter politischer Wind entgegenweht. Der Anlass ist das europäische Kulturerbejahr, das aufmerksam macht, wie vielfältig aber auch fragil das Kulturerbe ist.
Gärten sind Teil des Kulturerbes
Im Freilichtmuseum Ballenberg im Berner Oberland wird die traditionelle Pflege von Gärten und Kulturlandschaften seit seiner Gründung vor 40 Jahren gross geschrieben.
Hier hat man erkannt, dass nicht nur historisch wertvolle Bauten der bäuerlichen Wohn- und Baukultur zum kulturellen Erbe der Schweiz gehören, sondern dass Gärten, Geländeformen und Landschaften genauso Teil des Kulturerbes sind.
Mehr noch: Bauernhäuser sind als Einheit mit dem Garten und dem Gelände zu verstehen.
Gärten sind Abbild des sozialen Status
109 ländliche, vor der Zerstörung gerettete Bauten stehen im Freilichtmuseum. Sie wurden so in 13 Geländekammern platziert, dass die landschaftliche Umgebung dem ursprünglichen Herkunftsort entspricht.
Rund um die Häuser wurden regionalspezifische Gärten angelegt. Diese Inszenierung von Gebäude und Garten ist präzis und stimmungsvoll.
Stattliche Gebäude reicher Bauern haben prächtige Gärten erhalten, in denen Nutz- und Zierpflanzen ein Bild von Nützlichkeit und Schönheit abgeben.
Bescheidene Tagelöhner-Häuser wurden mit einem einfachen Garten zur Selbstversorgung versehen. Gärten sind auch immer Abbild des sozialen Status.
Wissen wird gepflegt und vermittelt
Diese umsichtig gepflegten Wohl- und Notstandsgärten machen ein Stück Schweizer Geschichte spürbar. Und die Besucherinnen und Besucher lernen in dieser Inszenierung und anhand von erlebnisreichen Kursen, dass das gärtnerische Wissen der Menschen damals überlebenswichtig war. Dieses Wissen wird auf dem Ballenberg gepflegt und vermittelt.
Dem Freilichtmuseum Ballenberg hier Folklore vorzuwerfen, wäre falsch. Zum einen wird die Pflege der Gärten wissenschaftlich begleitet. Zum andern sucht das Museum bei der Auswahl der Pflanzensorten die Unterstützung durch externe Partner wie zum Beispiel der Nationale Aktionsplan zur Erhaltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen des Bundesamtes für Landwirtschaft.
Auf dem Ballenberg im Berner Oberland gehen Wissenschaft und die engagierte Vermittlung einer regionalen Garten- und Landschaftskultur Hand in Hand.
Sendung:
Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, Radio SRF 1, 25. 4. 2018, 12:03 Uhr