«Alles, was wir in unserem Portemonnaie und am Schlüsselbund mit uns herumtragen, könnte man theoretisch mit solchen Chips ersetzen», sagt Mike Schaffner.
Der 27-Jährige trägt drei Mikrochips unter der Haut. Damit öffnet er heute schon seine Haustüre, entsperrt das Handy oder tauscht Kontaktdaten aus. Doch er hofft, damit künftig noch mehr anstellen zu können.
«Ich denke, dass Bezahlmöglichkeiten folgen, auch das Ersetzen des Passes könnte möglich werden – und ich würde gerne meine Patientendaten darauf speichern.»
Magnete in die Fingerspitzen
Seine Chips, die er in seiner Hand trägt, basieren auf der Funktechnik Near Field Communication (NFC). Diese Technik steckt auch in Bank- und Kreditkarten, um kontaktlos zu bezahlen.
Zudem liess sich Mike Schaffner, der Techniker von Beruf ist, Magnete in die Fingerspitzen implantieren. Nicht nur als Spielerei. Damit kann er elektromagnetische Wellen wahrnehmen – und erweitert so quasi seine Sinne.
Die Vorteile der Technik ausreizen
Transhumanisten wollen den menschlichen Körper upgraden – unter anderem mittels Technik. Hollywood würde diese Menschen «Cyborgs» nennen.
Auch Mike Schaffner bezeichnet sich als Transhumanisten, als einen Menschen, der sich im Übergang befindet vom «human», hin zum technischen. Er will die Vorteile der Technologie ausreizen, glaubt fest an die Weiterentwicklung des Menschen. Transhumanisten wollen die Evolution selbst in die Hand nehmen.
Keine Angst vor Datenmissbrauch?
Angst vor Missbrauch, Datendiebstahl oder permanenter Überwachung hat er nicht. «Ob wir das Smartphone nun in unserem Körper haben – oder ob wir es in der Tasche mit uns tragen, macht keinen Unterschied.»
«Wir werden uns langsam an einen Punkt entwickeln, wo wir Geräte aus Bequemlichkeit und aus Nutzen in unserem Körper tragen.» Bisher kennt man Implantate vor allem aus dem medizinischen Bereich – sprich Herzschrittmacher oder Cochlea-Implantate als Hörhilfe.
Transhumanisten bilden weltweite Community
Transhumanisten wie Mike sind keine Einzelgänger. Sie sind eine weltweite Community, die sich intensiv und kritisch mit den Möglichkeiten der Technik auseinander setzen.
«Warum sollte ich mich der Technik verschliessen, wenn sie mein Leben und das Leben meiner Mitmenschen einfacher und schöner gestalten kann?», so Schaffner.
Der ETH-Professor Robert Riener setzt sich mit dem Thema «Cyborgs» auseinander. Er forscht auf dem Gebiet der Mensch-Maschinen-Interaktion.
Er zeigt gewisses Verständnis für die Ansichten von Mike Schaffner: «So lange diese Chips und Gadgets sicher sind, also kein Risiko für die Person selber oder ihr Umfeld eingegangen wird, finde ich es ok. Dann ist das eine Sache, die man respektieren muss.»
Unsterblichkeit dank Technik
Ein weiteres Ziel von Mike Schaffner ist die Unsterblichkeit, das ewige Leben. Was nach Science-Fiction klingt, meint der 27-Jährige ernst.
«Es wird irgendwann möglich sein, dass wir eine digitale Kopie unseres Verstands erzeugen können», sagt er. «Ich glaube, Sterben ist Verschwendung. Die Möglichkeit mehr erleben zu können, mehr Erfahrungen zu sammeln, ist alles, was das Leben auszeichnet.»
Mike Schaffner hat noch viele Ideen, wie er seinen Körper aufrüsten könnte. Momentan tüftelt er an implantierbaren Kopfhörern. Er ist ein Enthusiast, der mit allen Mitteln die Entwicklung versucht vorwärts zu pushen – und der so der Gesellschaft zeigen will, wohin der Weg in Zukunft führen könnte.