Eigentlich sieht er ganz gewöhnlich aus. Wer genauer hinschaut, bemerkt aber einige Details, die «Flying8» von einem normalen Webstuhl unterscheiden:
- Die Teile sind genagelt oder zusammengeschnürt.
- Einige Teile bestehen aus Pappe und sind mit Klebstreifen befestigt.
- Nichts ist verschraubt.
Entwickelt hat «Flying8» der Handweber Andreas Möller aus Hamburg. «Ich habe ihn so konstruiert, dass man beim Zusammenbauen keine Bohrmaschine und kein elektrisches Gerät braucht», erklärt er.
Er baue seine Webstühle jeweils mit Hammer, Nagel, Leim und sehr einfachem Holz. «Immer das billigste, das ich bekommen kann.» Ziel sei es, einfach aber leistungsfähig zu bauen – und das mit Materialien, die vor Ort vorhanden sind.
Problem und Lösung
Dass es in ärmeren Weltgegenden schwierig sein kann, die richtigen Materialien zu bekommen, weiss Möller aus praktischer Erfahrung: Er war von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit beauftragt, in Äthiopien ein Umschulungsprojekt für Handweberinnen durchzuführen.
«Es war immer ein grosses Problem, in der richtigen Zeit richtige Webstühle zu bekommen», sagt er. Irgendwann habe er sich dann gedacht, es sei einfacher, wenn die Weber ihre Webstühle gleich selbst bauen. «So umgeht man eine ganze Menge Ärger und kann möglicherweise auch noch die Kosten senken.»
Möller baut seinen Webstuhl inzwischen an verschiedenen Orten auf der Welt. Die Bauanleitung dafür verkauft er online .
Was ist Social Design?
Der Webstuhl «Flying8» sei ein vorbildliches Projekt für Social Design, sagt Angeli Sachs. Sie hat am Museum für Gestaltung in Zürich eine Ausstellung zum Thema kuratiert. «Es revolutioniert erstens das Weben und es ermöglicht zweitens Menschen mit wenig Geld, eine eigene Existenz zu gründen.»
Social Design – damit ist nachhaltiges Design gemeint, das es Menschen erlaubt, ein unabhängiges Leben zu führen. Es ist eine Art der Produktentwicklung, die immer in Krisenzeiten Hochkonjunktur hat, sagt Sachs: «Wenn die Schere zwischen den Besitzenden und den Chancenlosen zu weit aufgeht, ist es sehr wichtig, dass man neue Systeme entwickelt, in denen die Gesellschaft sich reorganisieren kann.»
Ein solcher Moment sei etwa die Industrialisierung gewesen. Weitere Beispiele seien aber auch die Nachkriegszeit oder die Ölkrise Anfang der 1970er-Jahre. Auch heute verändere sich das gesellschaftliche Gleichgewicht wieder stärker. Das sei der Grund für die Ausstellung, sagt Sachs.
Eine Ausstellung zum Mitmachen
Gemeinsam mit ihrem Team hat die Kuratorin 25 soziale Designprojekte ausgesucht. Das Museum für Gestaltung präsentiert diese auf Podesten, die an Auslagen von Schaufenstern stehen.
Die Ausstellung ist lehrreich und überraschend: Sie zeigt etwa ein Architekturprojekt aus Kapstadt, das nach besseren Wohnformen in den Armutssiedlungen sucht. Oder ein italienisches Projekt, bei dem mittels eines Turmes aus Netzen Wasser aus der Luft gesammelt wird: sauberes Trinkwasser.
Besucher können die Ausstellung übrigens nicht nur ansehen, sondern gleich auch eigene Ideen einbringen. Die Ausstellung lädt in einem Forum dazu ein, eigene Ideen kundzutun und damit die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.