Früher mussten die Täufer, auch Mennoniten genannt, ihren Glauben im Versteckten leben, weil sie seit der Reformation bis ins 18. Jahrhundert verfolgt wurden. Zu dieser Zeit trafen sie sich mehrheitlich in der Nacht und weit entfernt von den Dörfern, wo sie ihre Gottesdienste feierten.
Im Berner Jura gibt es gleich mehrere Kultorte der Täufer, zum Beispiel die Täuferbrücke bei Corgément und die Geissen Kirche in Souboz.
Wer sind die Täufer?
Hervorgegangen sind die Täufer aus der Reformation. Der Bruch mit den Reformatoren folgte jedoch schon früh im Reformationsprozess. Im Grunde stehen Sie für eine bewusste Entscheidung zum Glauben, weshalb sie nur die Erwachsenentaufe praktizieren.
Sie lehnen zudem den Eid ab und sind gegen den Wehrdienst und die Staatskirchen. Ihre Überzeugungen galten bei den Reformatoren als häretisch und anarchistisch, weshalb sie verfolgt wurden. Die radikale Bewegung konnte aber in ganz Europa Fuss fassen: In Frankreich, Deutschland und den Niederlanden formierten sich unterschiedliche Gruppen der Täufer.
Die «Wieder-Täufer»
In Frankreich bezeichneten sie sich als «les anabaptistes», was übersetzt die «Wieder-Täufer» heisst. Das weist auf ihre Haltung zur Erwachsenentaufe hin.
Die Bezeichnung der Täufer als Mennoniten entspringt dem Niederländer Menno Simons. Er war ursprünglich ein Theologe und Priester und kehrte seiner Kirche den Rücken zu, worauf er sich den Täufern anschloss.
Um ihn bildet sich eine Gruppe von politisch moderaten und friedlichen Täufern, die fortan Mennoniten genannt wurden. Auch die Täufer, die sich beim Geisskirchlein versammeln, bezeichnen sich als Mennoniten oder Anabaptisten.
Heimliche Gottesdienste
Von der einstigen Verfolgung ist heutzutage nichts mehr zu spüren. Ein Schild führt die Mennoniten und interessierten Wanderer zum ehemalig geheimen Versammlungsort: dem Geisskirchlein. Dieser alte Erinnerungsort der Mennoniten, welcher im Grunde nichts anderes als eine Höhle ist, war vor 500 Jahren durch einen Stein versperrt.
Durch ein kleines Loch konnten Schafe, die dort weideten, in der Höhle Unterschlupf finden. An diesem abgelegenen Ort versammelten sich die Mennoniten und hofften, dass die Schafe nicht mit lautem Blöken ihre Hirten auf sie aufmerksam machten. Der mündlichen Tradition zufolge sollen sich bis zu 70 Personen dort versammelt haben und den Gottesdienst gefeiert haben.
Immer noch Kultstätte
Noch heute dient das Geisskirchlein den Mennoniten als Versammlungsort. Jedes Jahr treffen sie sich dort und feiern gemeinsam einen Gottesdienst in Erinnerung an die Vorfahren, die der Obrigkeit trotzten, um nach ihrem Glauben zu leben.
Dieses Jahr hielt Michel Ummel, mennonitischer Pfarrer der Gemeinde Sonnenberg, die Predigt. Dabei erinnerte er die versammelten Gläubigen an die schweren Zeiten der Täufer.
Im damaligen Gebiet des Fürstbistums Basel auf über 1000 Metern durften sie sich niederlassen. Ein Grossteil der schweizerischen Täufer wohnen noch immer dort. Ihre Tradition pflegen sie zwar nicht mehr im Versteckten, aber immer noch weit entfernt von den Dörfern, beim Geisskirchlein.
Sendung: SRF 1, Sternstunde Religion, 29.10.2017, 10.00 Uhr