Wer an einer TED-Konferenz auftritt, braucht neben einer zündenden Idee und viel Wissen auch eine gehörige Portion Überzeugung und Charisma. Kein Problem für die meisten «TEDster», wie die Teilnehmer der TED-Talks auch genannt werden. Denn eine revolutionäre Idee allein reicht nicht, Unterhaltung ist schliesslich fester Bestandteil des Namens.
TED steht für Technology, Entertainment, Design. Dahinter steckt eine Nonprofit-Organisation aus den USA. An deren Konferenzen halten Spezialisten aus verschiedensten Fachgebieten Vorträge à maximal 18 Minuten. Auf der TED- Website stehen die besten Vorträge anschliessend gratis zu Verfügung – auch mit Untertiteln. Rund 200 freiwillige Helfer übersetzen die Reden in 40 Sprachen.
TED wird zur globalen Marke
1984 fand in Kalifornien das erste Mal ein TED-Talk statt – damals wurde der erste Mac-Computer präsentiert. Ab 1990 wurde aus dem Anlass eine jährliche Konferenz in Monterey, Kalifornien, seit diesem Jahr findet sie im kanadischen Vancouver statt. Seit 2005 gibt es mit TEDGlobal zudem einen globalen Anlass, dessen Ort jährlich wechselt. Ausserdem kam ein gutdotierter TEDPrize dazu.
Richtig inflationär wurde die Idee ab 2009 mit den TEDx: unabhängige Tochter-Konferenzen, die jeder organisieren kann und exakt nach den Regeln des Vorbilds ablaufen. Etwa die TEDxZurich, die nun zum fünften Mal stattfindet. Mehrere tausend solcher TEDx tragen den Leitgedanken «Ideas worth spreading» in die Welt hinaus.
Aufmerksamkeit generieren die Vorträge aber vor allem im Netz: Man findet auf der TED-Website, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen und ihrem Youtube-Kanal über 1700 Vorträge online, über eine Milliarde mal wurden diese bereits angeklickt. Aus einer Plattform für Nerds hat sich ein beachtliches digitales Auditorium entwickelt – mit Vorträgen von Prominenten wie Stephen Hawking, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, Malcom Gladwell, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, Richard Dawkins, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, Bill Gates, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, U2-Bono, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen oder den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Ebenso finden sich aber auch Reden von Spezialisten, die noch keinen klingenden Namen, dafür aber eine grosse Idee haben.
Speed-Dating der Ideen
Die «TEDster» haben sich rasant verbreitet und gewinnen immer mehr Fans. Diese recht amerikanische Idee der Stand-up-Wissensvermittlung kommt nicht nur gut an. Die «NZZ» schrieb 2012 anlässlich der TEDxZurich, das Weltverbesser-Pathos wirke gelegentlich etwas attitüdenhaft. «Zudem fehlt den Talks der Geist des Widerspruchs», so die Zeitung. Die TED-Mode habe neben Erkenntnisgewinnen viel mit Statusdenken zu tun, mit dem Wunsch des intellektuellen Mittelstandes, dazuzugehören und in trendigen Partygesprächen mitzuhalten.
Der Wirtschaftsphilosoph Nassim Taleb nannte TED einmal eine «Ungeheuerlichkeit, die Wissenschaftler und Denker in Zirkusartisten verwandelt». Letztlich ist es wohl eine Mentalitätsfrage, ob einem dieses «Speed-Dating von Ideen» («Die Welt») zusagt. Ähnlich wie es wohl vielen Literaten ebenfalls nie in den Sinn käme, sich im Poetry Slam zu messen.
Sechs Highlights aus der Geschichte des TED
Ken Robinson: «How Schools Kill Creativity»
Der britische Autor Ken Robinson plädiert in seinem Vortrag 2006 für eine Bildungsrevolution. Für ein Lernen, das die Kreativität fördert statt sie zu hemmen.
Simon Sinek: «How Great Leaders Inspire Action»
Simon Sinek ist ein britischer Autor. Sein Talk von 2009 gehört zu den populärsten. Er präsentiert ein Modell für gute Führerschaft. An den Vorbildern Apple, Martin Luther King und den Wright Brothers.
Amy Cuddy: «Your Body Language Shapes Who You Are»
Die amerikanische Sozial-Psychologin Amy Cuddy spricht über Körpersprache: wie diese uns beeinflusst, wie andere und wir selbst uns sehen. Und wie wir damit erfolgreicher sein können.
Dan Gilbert: «The Surprising Science of Happiness»
Der amerikanische Psychologe an der Harvard-Universität taucht ein in das Geheimnis unseres Bewusstseins. Dan Gilbert verrät, wie wir uns glücklich fühlen können, selbst wenn nicht alles so läuft wie gewollt.
Susan Cain: «The Power of Introverts»
Kontaktfreudig und sozial – diese Eigenschaften sind in unserer Kultur erstrebenswert. Susan Cain, eine amerikanische Autorin, ist der Meinung: Auch Introvertierte haben Talente, die man fördern sollte.
Jill Bolte Taylor: «My Stroke of Insight»
Neuro-Anatomin Jill Bolte Taylor hatte einen Hirnschlag – und stellte an sich selbst fest, wie Hirnfunktionen nacheinander aussetzten: Bewegung, Sprache, Selbstbewusstsein ...