Eberhard Jüngel hatte in Naumburg, Ost-Berlin, Zürich und Basel Theologie studiert. Als Dozent unterrichtete er in Berlin, Zürich und ab 1969 in Tübingen, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er machte sich durch seine Arbeiten und geschliffenen Reden schon früh einen Namen.
Gott als «öffentliches Geheimnis»
Als Jüngels wichtigstes Buch gilt «Gott als Geheimnis der Welt» von 1977. Die Dimension des Geheimnisses sei aus der Theologie fast entschwunden, weil man Geheimnis mit Rätsel verwechsele, bedauerte er. «Wenn ich das Rätsel gelöst habe, dann hat es seine Rätselhaftigkeit verloren. Je mehr ich aber von einem Geheimnis verstehe, desto geheimnisvoller wird es.» Gott sei ein «öffentliches Geheimnis», betonte der Theologe.
Der Kirche schrieb er auch ins Stammbuch, dass sie sich engagiert für die Weitergabe des Glaubens einsetzen müsse. Sein bei der EKD-Synode 1999 in Leipzig geäussertes Wort, eine Kirche ohne Mission bekomme «Herzrhythmusstörungen», hallt bis heute nach.
Eine Viruskrankheit, die seinen Kopf erfasst hatte und ihm das Lesen am Ende unmöglich machte, zwang Jüngel in den letzten Jahren in die Zurückgezogenheit. Am Dienstag ist er 86-jährig gestorben.