«Trend ist zu einem Marketing-Wort geworden», sagt Karin Frick, Leiterin Research und Mitglied der Geschäftsleitung am Gottlieb Duttweiler Institut. «In diesem Begriff hat vieles Platz, weil sich vieles nicht hart messen lässt.»
Will man einen Trend messen, muss man zuerst festlegen, was normal ist. Denn ein Trend ist eine Abweichung vom Normalen. Nur: Bei Lifestyle und Mode gibt es dieses Normal nicht. Also kann auch keine Abweichung gemessen werden.
Was ist normal?
Ein Beispiel: 2022 würden mehr Wohnungen nach dem Vorbild der antiken Griechen eingerichtet, prognostiziert das soziale Netzwerk Pinterest. Um so etwas wissenschaftlich zu belegen, müsste es eine «normale Wohnung» geben. Also eine Vergleichsgrundlage.
Die gibt es aber nicht. Denn unsere Wohnungen sehen alle anders aus. Beim Gottlieb Duttweiler Institut spricht man denn auch nicht gerne von Trends, sondern von Erwartungsmanagement.
Szenarien statt Trends
Es gehe um verschiedene mögliche Entwicklungen, die man plausibel zu verbinden versucht, ohne dass sich etwas beweisen liesse, sagt Karin Frick. Weil es sich eben gerade um offene Entwicklungen handle,
Dem Begriff «Trend» stehe man heute kritisch gegenüber. Die Zukunft steht nie fest, sie ist nie eindeutig. Deshalb gelte es stets, mehrere Zukunftsszenarien gleichzeitig zu berechnen, sagt Frick.
Das zeigt auch die aktuelle Corona-Situation. Denke man über den Arbeitsplatz von morgen danach, sind im Moment drei Szenarien denkbar.
Arbeitsalltag nach Corona
Variante eins: Nach Ende der Pandemie kommen alle zurück ins Büro. Es geht weiter, wie es vor Corona war. Eine andere Annahme wäre: Alles, was man im Homeoffice machen kann, wird auch im Homeoffice gemacht. Drittes Szenario: eine Mischform. Man arbeitet die halbe Woche zu Hause, die halbe im Büro.
«Wenn alle nur noch zu Hause arbeiten, hat das einen starken Einfluss auf die Mobilität», sagt Karin Frick. «Und es wirkt sich auf den Bedarf von Wohn- und Büroflächen aus.»
Zukunft braucht Zeit
Die Pandemie sei ein riesiges soziales Experiment, sagt Karin Frick. Verschiedene Gruppen von Menschen reagieren ganz unterschiedlich. Daraus eine klare Analyse zu ziehen, wird erst möglich sein, wenn etwas Zeit verstrichen ist.
Hinzu kommt, dass wir uns mehr online bewegen. «Wir werden transparenter, sichtbarer und messbarer», meint Frick. Diese Verschiebungen auszuwerten werde Jahre dauern. Man werde auf Dinge kommen, die jetzt noch gar nicht zu sehen seien.
Druck hoch drei
Was wir schon länger sehen können an Bildern aus aller Welt: Corona setzt unserem Zusammenleben zu. Kein Wunder, ist auch Karin Fricks Prognose für das kommende Jahr keine rosige.
«Die Pandemie löst Druck aus. Innovationsdruck, aber auch sozialen Druck. Und unter Druck nehmen die Konflikte zu.» 2022 werde also ein anspruchsvolles Jahr werden – im Privaten, im Geschäftlichen und im Politischen.