Er war etwa drei Meter hoch, sechseinhalb Meter lang und schneller als der berühmte T-Rex: der Gorgosaurus. Er lebte vor rund 77 Millionen Jahren auf der Erde. Das Skelett eines solchen Tieres steht nun weltweit zum ersten Mal zum Verkauf. Alle anderen jemals gefundenen Exemplare befinden sich in Museen.
Für kaufkräftige Dino-Begeisterte also eine einmalige Gelegenheit. Doch Auktionen wie diese sind unter Wissenschaftlern umstritten: Viele Paläontologinnen befürchten, dass wertvolle Skelette in den Villen von Superreichen landen – und so schlimmstenfalls für immer für Wissenschaft und Forschung verloren sind.
Hans-Jakob Siber, Gründer und Direktor des Sauriermuseums Aathal, hält diese Sorgen für übertrieben: «Das ist kein Tabubruch. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Dinosaurier-Skelette versteigert worden. Dass irgendwann mal ein Gorgosaurus drankommt, war vorauszusehen.»
Millionensummen für Dinosaurier-Gerippe
Die Gesellschaft für Wirbelpaläontologie, die weltweit rund 2000 Mitglieder hat, sieht das anders. Die Vereinigung hat mehrfach gegen Dinosaurier-Auktionen protestiert. Vor zwei Jahren forderten die Wissenschaftler das Auktionshaus Christie’s in einem Brief dazu auf, für eine entsprechende Auktion nur Bieterinnen von öffentlichen Institutionen zuzulassen. Der Appell brachte nichts.
Am Ende wurde «Stan», ein Tyrannosaurus-Rex-Skelett, für die Rekordsumme von knapp 32 Millionen US-Dollar an einen unbekannten Käufer versteigert.
Museen und öffentliche Institutionen könnten sich derart hohe Summen kaum leisten, kritisieren die Paläontologen. Ausserdem sei es unmöglich, an Skeletten in Privatbesitz zu forschen: Selbst, wenn die Besitzerinnen die Wissenschaftler zu den Objekten liessen, seien die Ergebnisse nicht nachprüfbar. Schliesslich könne man nicht sicherstellen, ob Forscherinnen auch in Zukunft noch Zugang zu den Objekten erhielten.
«Kein Skelett ist in der Versenkung verschwunden»
Hans-Jakob Siber kann das «Geschrei der Gesellschaft für Wirbelpaläontologie» nicht nachvollziehen. Er sagt: «Bei all den Versteigerungen, die ich kenne, ist kein einziges Skelett bei irgendeinem Privatsammler in der Versenkung verschwunden.» Früher oder später seien die Fossilien in Museen ausgestellt worden.
Auch die Kritik der Paläontologie an den hohen Verkaufssummen weist er zurück: «Natürlich haben paläontologische Museen nicht so viel Geld. Aber wenn ein Museum ein Top-Exemplar haben will, muss es das Geld dafür eben zusammentrommeln.»
Fossilienpreise steigen seit Jahren
Gelungen sei das zum Beispiel dem Field Museum of Natural History in Chicago: 1997 kaufte es das sehr gut erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex und zahlte dafür den damaligen Rekordpreis von knapp achteinhalb Millionen US-Dollar. Sind Dino-Skelette zu einer prestigeträchtigen Geldanlage avanciert, ähnlich dem Kunstmarkt?
Hans-Jakob Siber hält nichts von dieser These: «Das ist keine Geldanlage. Die Konkurrenz unter den Museen treibt die Preise in die Höhe. Ich kenne keinen einzigen Privatsammler, der in dieser Grössenordnung ein Fossil für seine Sammlung kaufen würde.»
Klar ist: Die Preise für Fossilien sind in den vergangenen Jahrzehnten in die Höhe geschnellt.