Neben Hilfe bei der akademischen Laufbahn gehe es vor allem um alltägliche Dinge, sagt Jacqueline Holzer, die Direktorin des Departements Design und Kunst an der Hochschule Luzern. Als Erstes fragen die meisten nach einer Schweizer Sim-Karte fürs Handy. «Es kommen auch Fragen wie: Wo kann ich preiswert einkaufen? Welche Läden sind die besten?»
Partnerschaften, die sich auszahlen
Um konkret helfen zu können, hat die Kunsthochschule Luzern Gruppen von Mentorinnen und Mentoren organisiert, an die sich die Ukrainerinnen wenden können. Bis jetzt seien auch nur Frauen angekommen, so Holzer. Sie alle kommen aus der ukrainischen Stadt Lwiw.
Mit der Kunsthochschule von Lwiw pflegt die Hochschule Luzern seit Jahren eine enge Partnerschaft. Dieser langjährige Austausch helfe in der heutigen Situation, weil die Schulsysteme, die Didaktik und die Studienfächer eigentlich ganz unterschiedlich seien.
Voneinander profitieren
Eine Ukrainerin sei in Lwiw etwa im Fach Ikonenmalerei eingeschrieben gewesen. Das gibt es in Luzern nicht. Es herrsche ein anderes Verständnis von Malerei, als es an der Kunsthochschule unterrichtet werde. Das sei fantastisch, sagt Jacqueline Holzer. «So kann man voneinander lernen und das Eigene durch das Auge des Gegenübers reflektieren.»
Mit diesen Herausforderungen sind zurzeit alle acht Kunsthochschulen in der Schweiz konfrontiert. Sie alle haben schnell reagiert und haben sich schon wenige Tage nach Kriegsausbruch in der Ukraine miteinander vernetzt, erklärt Florence Balthasar, Leiterin der Geschäftsstelle Internationales an der Zürcher Hochschule der Künste.
Hilfe, so einfach wie möglich
Die Hochschule hat bereits Erfahrungen mit Schutzsuchenden. Schon seit fünf Jahren nimmt sie Geflüchtete aus aller Welt auf. Doch seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sind es so viele wie nie zuvor. Etwa 100 hätten sich schon bei der ZHdK gemeldet, sagt Florence Balthasar.
Ungefähr 20 Studentinnen hätten ein Dossier eingereicht. Damit sollen die Flüchtlinge nachweisen, dass sie in ihrer Heimat Kunst studiert haben. Für manche ist das eine Herausforderung. Denn wer denkt schon bei der Flucht an solche Papiere?
Deshalb akzeptieren die Schweizer Kunsthochschulen auch eher bescheidene Nachweise. «Es reicht schon ein Nachweis über ein angefangenes Studium, ein Zeugnis oder Noten. Was auch immer die Leute zeigen können», so Balthasar.
Für eine Überbrückung, ein sogenanntes Gaststudium reicht das meist. Mehr wollen die meisten Studentinnen aus der Ukraine auch gar nicht. Jacqueline Holzer von der Kunsthochschule Luzern meint: «Die meisten hoffen, bald wieder in ihrer Heimat Lwiw studieren zu können und ihre Familie wieder zu sehen.»