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Verbot von Plastiksäcken Beim Plastikmüll ist uns der Kongo einen Schritt voraus

Der Kongo verbietet Plastik. Am Beispiel der Stadt Goma zeigt sich: Das Verbot macht Sinn – aber es fehlen Alternativen.

Vor zehn Jahren hat Ruanda Plastik aus dem Land verbannt. Jetzt hat auch der Kongo ein Anti-Plastik-Gesetz erlassen.

Silke Oldenburg

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Silke Oldenburg ist Ethnologin an der Universität Basel. Seit zehn Jahren forscht sie in Goma zu Jugend, Krieg und Alltag – und war auch dort, als diesen Sommer das Plastikverbot erlassen wurde.

Der Unternehmer Joël Tembo Vwira bewirtschaftet die erste Abfalldeponie in Goma, einer Millionenstadt an der Grenze zu Ruanda. Er bewertet das Plastikverbot als guten Anfang. Denn in Ländern, in denen es noch kaum Technologien für Recycling gebe, mache es am meisten Sinn, den Müll zu reduzieren.

Eine Wasseroberfläche, auf der bunte Plastikteile schwimmen.
Legende: Weil es kaum Recycling gibt, landet Plastik auch im kongolesischen Kivusee. SRF / Silke Oldenburg

Auch in der breiten Bevölkerung gibt es Zustimmung zum Plastikverbot. Weggeworfene Plastiktüten erzeugen nicht nur Schmutz und Unrat. Sie blockieren auch die Entwässerungssysteme oder verursachen Überschwemmungen.

Alternativen sind zu teuer

Auf dem Markt in Goma bemängeln die Händlerinnen, dass alltägliche Waren wie Maismehl, Öl oder Fleisch schwer in Papierverpackungen verkauft werden können. Diese reissen zu schnell.

Die Kundschaft hingegen beklagt die hohen Preise für umweltfreundliche Ersatzprodukte. Während eine Plastiktüte 50 kongolesische Francs (rund drei Rappen) kostete, müssen die Menschen jetzt bis zu 200 Francs bezahlen, um ihren Einkauf nach Hause zu tragen.

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch, der mit Papieren überfüllt ist.
Legende: Sieht die Kosten als Problem: Der Umweltbeauftragte Samuel Bamporiki im Rathaus von Goma. SRF / Silke Oldenburg

Im Bürgermeisteramt weiss man um dieses Problem. Deshalb wurden bislang noch keine Sanktionen eingeführt, sagt der Verantwortliche für Umweltfragen der Stadt Goma, Samuel Bamporiki.

Mehrweg braucht Zeit

Auf Gomas Märkten setze man derzeit vor allem auf Sensibilisierungsmassnahmen. Marktfrauen und Händler dürften ihre Lager leeren, aber keine neuen Plastikverpackungen importieren und verkaufen.

Zudem versucht man, an die traditionellen Verpackungsmaterialien zu erinnern: Bambus und Bast. Das Handwerk des Flechtens wird heute noch gepflegt. So bieten zum Beispiel zwei Flechterinnen ihre Waren an.

Eine Frau steht hinter geflochtenen Körben.
Legende: Schön, aber aufwändig: Eine Flechterin zeigt ihre Körbe auf dem Virungamarkt in Goma. SRF / Silke Oldenburg

Die Körbe sind robust und schön anzuschauen. Bei der wohlhabenderen Kundschaft sind sie daher sehr beliebt. Pro Korb brauchen die Flechterinnen aber mindestens drei Tage, weshalb die Körbe auch entsprechend teuer sind.

Keine Zukunft für Plastik

Drei Monate nach dem erlassenen Plastikverbot ist in Goma bereits deutlich weniger Plastikmüll im Umlauf. Die Botschaft sei angekommen, sagt Samuel Bamporiki vom Umweltamt. Er erzählt von einer Händlerin, die erwischt wurde, als sie Plastiktüten in ihrer Unterwäsche schmuggeln wollte. Auch die Frau wisse, dass Plastik keine Zukunft habe in Goma, sagt er lächelnd.

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