Seit Jahren sorgt tödliche Polizeigewalt gegen Afroamerikaner immer wieder für Schlagzeilen und Proteste. Der neueste Fall des getöteten George Floyd löst aber eine beispiellose Welle an Solidarität aus – auch in der Kulturszene.
Film: Damit sich die Geschichte nicht wiederholt
«12 Years a Slave»-Regisseur und Künstler Steve McQueen widmet George Floyd zwei Filme. McQueens «Lovers Rock» und «Mangrove» thematisieren das Leben und die Diskriminierung Schwarzer in London in den 1970er- und 80er-Jahren.
McQueen setzt sich nicht nur aktiv für die Bürgerrechte ein, er schrieb auch selbst Geschichte: 2014 erhielt er als erster schwarzer Filmemacher einen Oscar.
Ein weiterer Filmemacher, der sich mit George Floyds Tod auseinandersetzt, ist Spike Lee. In seinem Kurzfilm «Three brothers» zeigt er die brutale Szene im Loop: Ein Polizist würgt einen Afroamerikaner.
Zwei Szenen davon sind echt, eine fiktional. Letztere stammt von Lees Film «Do The Right Thing» von 1989. In eineinhalb Minuten ist die lange Geschichte der Grausamkeit erzählt, mit kurzen und hastigen Schnitten.
Musik: Acht Minuten sind eine lange Zeit
Auch er sieht in Floyds Tötung die Geschichte, die sich wiederholt: Der US-Musiker LL Cool J gedenkt mit einem A-Capella-Rap dem getöteten George Floyd: «Euer Knie ist seit 400 Jahren auf unserem Hals.»
Ein Musiker aus einer ganz anderen Sparte nahm auch Stellung zu den Ereignissen: Bruce Springsteen widmet seine Radiosendung George Floyd.
Springsteen spielt zu Beginn seinen Song «American Skin (41 Shots)». Ein Lied, das Springsteen 1999 als Reaktion auf den Tod eines unbewaffneten guineischen Einwanderers schrieb, der von vier Polizisten erschossen wurde.
«American Skin» ist acht Minuten lang. Beinahe so lange presste ein Polizist sein Knie in den Nacken Floyds. «Das ist eine lange Zeit. So lange bettelte er um Hilfe und sagte, er könne nicht atmen», so Springsteen.
Kunst: «My stomach hurts»
Als Alternative zu den Videos von Polizeigewalt teilen Künstler auf den sozialen Medien ihre Werke, um ihren Respekt zu zollen. Unter dem Hashtag #georgefloydart sind auf Instagram mehr als 800 Beiträge zu finden.
Etwa jener, der palästinensisch-amerikanischen Künstlerin Shirien Damra, deren bunte George Floyd Illustration viral ging.
Viral und hoch hinaus ging auch die Kunstaktion von Jammie Holmes. Letzten Samstag liess er Floyds letzte Worte auf Flugzeugbannern aufsteigen.
In fünf Städten im ganzen Land war zu lesen: «Please I can't breathe», «My stomach hurts» oder «They're going to kill me».
Museen: Schweigen ist keine Lösung
Verglichen mit dem künstlerischen Protest aus der Kulturszene stehen die grossen Institutionen und Museen eher in der Kritik. Bemängelt wird deren fehlender Aktivismus. Das Getty Center in Los Angeles etwa wurde nach einem Post mit Kritik überhäuft, da nirgends explizit Floyd oder #BlackLivesMatter erwähnt wurde. Die offizielle Entschuldigung folgte alsbald.
Eine Ausnahme ist das National Museum of African American History and Culture: Das Museum hat frühzeitig ein Onlineportal mit dem Titel «Talking About Race» ins Leben gerufen – der Launch wäre eigentlich erst auf Herbst geplant gewesen. Dort finden sich mehr als 100 Multimediaquellen, die Rassismus und Identität in den USA thematisieren. Das soll helfen, einen konstruktiven Dialog über Rassismus in den USA zu starten.