Ein Beispiel dafür ist für den Schweizer Heimatschutz das sogenannte «Porzi»-Areal, also das Industrieareal der ehemaligen Porzellanfabrik.
Gut 100 Jahre lang wurde in den vom Architekt Hector Egger gebauten Fabrikgebäuden das Langenthaler Geschirr hergestellt. Ein Langenthaler Service fehlte kaum in einem Schweizer Haushalt oder Restaurant.
Der Niedergang
Mit zunehmender Konkurrenz aus Osteuropa und Asien setzte jedoch in den 1990er-Jahren der Niedergang der traditionsreichen «Porzi» ein.
Der Zusammenbruch dieser für Langenthal wichtigen Firma hatte auf die Stadt eine regelrechte Schockwirkung. Weil auch andere bedeutende Industriefirmen schwächelten, waren zur Jahrtausendwende weit über 1000 Arbeitsstellen verloren gegangen.
Mut zur Innovation
Die Stadt Langenthal habe die Krise überwunden – vor allem dank einer Rückbesinnung auf die Qualitäten vor Ort und mit Mut zur Innovation, schreibt der Schweizer Heimatschutz in seiner Begründung.
Dies zeige sich ganz besonders im Umgang mit ihrem baulichen industriellen Erbe wie Fabrikarealen, Arbeitersiedlungen, Villenanlagen oder öffentlichen Gebäuden.
Weitsicht und Dialog
Diese wurden systematisch inventarisiert und als zentrale Ankerpunkte für künftige Entwicklungen festgeschrieben.
So auch bei der «Porzi», auf der eine gemeinschaftliche Testplanung durchgeführt wurde. Von den Investoren verlangt die Stadt Verantwortung und eine Gesamtsicht bei der Entwicklung.
Im Gegenzug sei die Stadt auch bereit, Fachwissen und Geld in den Prozess einer langfristigen Qualitätssicherung einzubringen. Auf Weitsicht und Dialog setzt Langenthal aus Sicht des Heimatschutzes auch bei der inneren Verdichtung.
In einem Workshop-Verfahren kehrt die Stadt die üblichen Prozesse um: Fachleute des Städtebaus und der Denkmalpflege bewerten ein Projekt nicht erst bei der Vorlage des Baugesuchs. Vielmehr begleiten sie Architekten und Investoren von der Ideensuche bis zur Baueingabe.
Aufwertung der öffentlichen Räume
Langenthal hat in den vergangenen Jahren in die Aufwertung der öffentlichen Räume im Zentrum investiert. Daneben wurden diverse Schulbauten und das Stadttheater renoviert.
Die Stadt erkläre mit all diesen Massnahmen selbstbewusst, dass sie ein lebendiges, urbanes Zentrum einer grösseren ländlich geprägte Region sein wolle, schreibt der Heimatschutz.
Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 15.01.2019, 11:00 Uhr