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Revolution im Kleiderschrank Was Marx mit der Textilindustrie zu tun hat

Fair, bio, nachhaltig – beim Essen ist uns das wichtig, beim Kleiderkauf nicht. Im «Antikapitalistischen Buch der Mode» kritisierte die junge Journalistin Tansy E. Hoskins die Textilwirtschaft.

«Mode ist des Kapitalismus liebstes Kind», stellte der Soziologe Werner Sombart schon vor über 100 Jahren fest. Auch heute kann man mit der Herstellung und dem Handel von Kleidung gute Gewinne machen.

Die englische Journalistin und Aktivistin Tansy E. Hoskins nennt die Namen der Mehrheitseigner grosser Konzerne und listet deren Produkte auf. So wird deutlich, dass viele der scheinbar konkurrierenden Marken den gleichen Besitzer haben.

Ein Model auf dem Laufsteg. Am Boden ist das Chanel-Logo.
Legende: Sündschaft schön: Luxusmode geht nicht selten auf Kosten anderer. Keystone

Die Wahlfreiheit der Konsumenten ist also eine Scheinfreiheit, stellt die junge Engländerin in ihrem «antikapitalistischen Buch der Mode» fest und greift mit Verve weitere Mythen der Modebranche an.

Warenfetisch Handtasche

Die riesigen Gewinnmargen im Luxussegment seien nur mit Warenfetischismus zu erklären, meint Hoskins. Zum Beispiel, wenn man auf die horrenden Preise von Handtaschen schaut:

«Wie ist es möglich, dass ein paar zusammengenähten Stücken Segeltuch und Leder so viel Bedeutung beigemessen wird? Wieso sind Menschen bereit, tausende Euro für so etwas zu bezahlen? Karl Marx hat diese Anomalie in Das Kapital als «Warenfetisch» bezeichnet.»

Medien als «Modemacher»

Natürlich sind luxuriöse Kleider und Accessoires auch Statussymbole. Und das Marketing arbeitet am Nimbus der Mode fleissig mit. Eifrige Helfer der Textilindustrie sind die Medien, vor allem die Modemagazine, an denen Hoskins kein gutes Haar lässt.

Ihrer Meinung nach legen sie keinerlei Wert auf eine unabhängige Berichterstattung, sondern lassen sich von den Herstellern einspannen, um deren Produkte zu propagieren.

Frauen, die bei «Primark» einkaufen.
Legende: Weniger ist mehr! Nicht bei «Primark». Dort wird Mode meist in Massen gekauft. Keystone

Fast Fashion: Teure Billigware

Bei der Fast Fashion – der schnell gemachten, billigen Mode –, die dazu verführt, sich sieben Mal im Jahr neu einzukleiden, wird immer noch Profit gemacht. Allerdings nur, wenn die Herstellungskosten entsprechend niedrig sind.

Das führt zum traurigen Kapitel der Textilfabriken. Hoskins beschreibt die Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Bangladesch, wo im April 2013 eine Fabrik zusammenstürzte und mehr als tausend Menschen starben.

Buchhinweis

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Legende: Rotpunkt Verlag (Ausschnitt Cover)

Tansy E. Hoskins: «Das antikapitalistische Buch der Mode». Rotpunkt Verlag, 2016.

Und sie berichtet auch vom Kampf der dortigen Gewerkschaften, die von ihrer Regierung mit brutalen Mitteln ausgebremst werden.

Mit Politik gegen Missstände

Diese Zustände gleichen denen in der englischen Textilindustrie zu Zeiten von Karl Marx und Friedrich Engels. Tansy E. Hoskins ist überzeugt, dass sie nur mit politischen Mitteln bekämpft werden können.

Bis aber der Kapitalismus überwunden ist, solle man die Trends von ethischer und ökologischer Mode misstrauisch hinterfragen und jene Bewegungen unterstützen, die gegen die Ausbeutung der Textilarbeiter kämpfen.

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