«Hier bauen wir», erklärte der buddhistische Mönch Phramahaboontin. Der kleingewachsene Thailänder stand auf einem Rentierfell und blickte über eine grossartige Landschaft mit Wäldern und Seen. Das war vor gut zehn Jahren. Der höchste buddhistische Mönch in Schweden befand sich auf einer winterlichen Schlittentour durch Lappland. Es war der Anfang eines höchst ungewöhnlichen Geschenks.
Lappland ist die flächenmässig grösste Provinz Schwedens. Sie ist fast dreimal so gross wie die Schweiz, aber mit weniger als 300'000 Einwohnern. Im Inneren dieser Provinz am Polarkreis liegen zahlreiche kleine Ortschaften. Eine davon ist Fredrika, benannt nach einer schwedischen Königin und heute Wohnort von noch etwa 200 Menschen. Wer es nach Fredrika schafft, hat einen weiten Weg hinter sich – und hat auf diesem Weg viel Wald gesehen.
Ein majestätischer Blick
Doch wer bis hierher kommt, den lässt diese Landschaft so schnell nicht mehr los. In dieser Landschaft gibt es kleine Hügel, von denen der Ausblick buchstäblich majestätisch ist. Und so kam es, dass lange bevor Mönch Phramahaboontin hierher kam, die Thailänderin Noi beim Beerenpflücken ihren Blick über die lappländischen Weiten schweifen liess. Und nicht nur das: Noi verliebte sich in einen Bauern vor Ort – und blieb.
Als gläubige Buddhistin lud sie schliesslich Phramahaboontin ein, das Oberhaupt der Buddhisten in Schweden. Und so war die Sache mit dem Geschenk eingefädelt: Denn für den Mönch war sofort klar, dass an diesem Ort eine über zehn Meter hohe Buddha-Statue aufgestellt werden sollte. Und er versprach noch mehr: In Fredrika sollte auch ein riesiger Tempel errichtet werden, mit entsprechender Anziehungskraft für Gläubige aus ganz Nordeuropa.
Bürgermeister konvertiert zum Buddhismus
Diese überraschende Geschenkidee überzeugte Bürgermeister Bert-Rune Dahlberg dermassen, dass er sich in der Lokalpresse gar bereit erklärte, zum Buddhismus zu konvertieren: «Jetzt kommen die Leute, jetzt kommt das Geld, jetzt kommen die neuen Einwohner», frohlockte der bodenständige Mann aus dem tiefen lappländischen Wald.
Der Ortspfarrer war weniger begeistert und warnte davor, dass der anmutige Buddha über dem Dorf seiner Gemeinde den Kopf verdrehen könnte – und sie vom rechten Weg der schwedischen Staatskirche abbringen könnte.
Das Geschenk des Mönchs aus Thailand füllte über Monate die Leserbriefspalten der nordschwedischen Zeitungen. Bis sich zeigte, dass dies alles so schnell nicht gehen würde.
Zwar vergingen damals nur wenige Monate, bis eine erste gut vier Meter hohe Statue angeliefert wurde. Sie symbolisierte allerdings nicht Buddha, sondern Phramahaboontin selbst – als «unbescheidenen» Wächter und Platzhalter.
Fünf Jahre später war es dann soweit. Nun schrieben wir das Jahr 2008: Per Sattelschlepper wurde «Buddha himself» auf die Anhöhe von Fredrika gebracht, zwei Jahre später folgten weitere Figuren: zwei Elefanten.
Sie wachen seither über dem kleinen abgelegenen Dorf im hohen schwedischen Norden, dass sich doch so sehr auf den Buddha-Boom freute. Dieser allerdings blieb bis heute aus, denn das versprochene Geld aus Thailand für den Bau des grossen Tempels ist bis heute nicht eingetroffen. Und damit bleiben auch die vielen Gläubigen aus, für welche immerhin schon einmal 500 Parkplätze errichtet worden war.