Der Werbeclip beginnt, Elton John stellt sich fröhlich vor und plötzlich ruft jemand «CUT!». Um in der Impfkampagne mitmachen zu dürfen, muss Elton John zuerst das Casting bestehen.
Doch er schlägt sich schlecht. Laut den genervten Regieanweisungen im Hintergrund trifft Elton John nie den rechten Ton. Man werde sich bei ihm melden, ob er den Job bekommen hat.
Auch im neuen Werbeclip von Lidl tut sich ein ergrauter Star auf komische weise schwer mit Instruktionen. Ralf Moeller, ein ehemaliger Bodybuilder, der vor Jahren im Film «Gladiator» mitspielte, preist jetzt als alter Muskel-Macho ein Protein-Joghurt an.
Mit zu viel Elan. Mit zu viel Abweichung vom Skript. So, dass der Regisseur am Ende frustriert das Set verlässt.
Werbung mit Kalkül
Solche Werbung kommt an: «Das ist die erste Werbung, die ich mehrmals freiwillig ganz geguckt habe», schreibt beispielsweise jemand in die YouTube Kommentarspalten des Lidl-Clips.
Auch Elton Johns Unbeholfenheit bringt Menschen zum Schmunzeln. «Das ist grossartig!! Hat mich zum Lachen gebracht», kommentiert jemand das Video auf Instagram.
Stars nahbar gemacht
«Humor in Werbebotschaften lohnt sich tatsächlich», sagt Anna Schneider. Die Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Fresenius Hochschule in Köln kennt die Mechanismen der Werbung. «Wenn man lacht, wirkt sich das positiv auf die Werbebotschaft aus, weil man viel aufmerksamer ist.»
In Deutschland und in der Schweiz komme darum auch jeder fünfte Spot humorvoll oder ironisch daher. In den USA oder auch Grossbritannien sei das noch viel häufiger der Fall.
Aber was ist eigentlich lustig und vor allem sympathisch daran, wenn sich weltbekannte Stars im Alter in Werbespots ein bisschen zum Affen machen? «Weil das zeigt, dass sie nahbar sind – Menschen wie du und ich, mit Fehlern halt», sagt Anna Schneider.
Ikonen wie Elton John würden immer perfekt wirken. Der Bodybuilder Ralf Moeller werde immer als der Starke inszeniert. «Diese Werbungen kommen auch deshalb so gut an, weil darin Stars für einmal nicht perfekt sind».
Elton John arbeitslos
Und beispielsweise Elton John das Casting nicht besteht. Nach etlichen Cuts und Neuanfängen wird er abgewimmelt. Empört findet dieser, man werde bestimmt nicht so schnell jemand mit grösserem Namen finden, der hier mitmachen wolle.
Falsch gedacht: Die britische Gesundheitsorganisation engagiert schliesslich den Schauspieler Michael Caine. Und als Zuschauer kann man sich das Grinsen nicht verkneifen.