1. «Ohne 9/11 wäre die Minarett-Initiative nicht angenommen worden»
Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger erinnert sich an den Schock, den die Bilder der Anschläge bei ihm ausgelöst haben. Er habe geahnt, dass ein Präsident wie George W. Bush auf die Anschläge mit Krieg antworten werde. Die heutige Flüchtlingssituation sei zum Teil eine Folge von Bushs und Blairs Invasion im Irak. Eine der grössten Folgen von 9/11 sei die Gleichsetzung von Islam und Islamismus, sagt Leuenberger.2. «Meine Mutter hat geweint und ich verstand nicht warum.»
Die Autorin Michelle Steinbeck ging zum Zeitpunkt der Anschläge noch zur Schule. Sie wusste nicht, was die Twin Towers sind und verstand nicht, warum ein Ereignis in den USA ihre Eltern so schockierte. Damals schien ihr der Terror noch weit weg. Heute ertappt sie sich dabei, in alltäglichen Situationen plötzlich an die Möglichkeit eines Anschlags zu denken.3. «Wir haben die Tendenz, überzureagieren.»
Francis Chenevals ist Professor für politische Philosophie. Nach den Anschlägen wurde er von seinen Studenten gebeten, an einer kleinen Demonstration teilzunehmen. Sie wollten die USA und andere Akteure ermahnen, nicht überzureagieren. Chenevals sagt, 9/11 hätte Stimmungsmache begünstigt. Diese Gefahr bestehe auch nach den Vorkommnissen in Nizza diesen Sommer wieder.
Sendung: Kultur kompakt, 9. September 2016, 17.08 Uhr