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Klimawandel: Cool bleiben – trotz allem?
Aus Kontext vom 06.05.2022. Bild: ZVG von Hanna Hochreutener
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Wissenschaft und Bad News Warum Klimaforschenden das Lachen nicht vergeht

Hitzewellen und steigende Meeresspiegel: Klimaforschende entdecken oft Dinge, die Angst machen. Wie kommt man damit klar?

Thomas Frölicher ist ein Forscher durch und durch. Er ist fasziniert von seinem Forschungsgegenstand, dem Ozean. Das «Problem» ist nur: Meeresforschung ist deprimierend. In Zeiten des Klimawandels liefert sie praktisch nur «bad news». So geht es der Klimaforschung generell.

Die Faszination am Ozean hat Frölich während seiner Zeit als Postdoktorand in Princeton gepackt. Die renommierte Universität an der amerikanischen Ostküste hat schon viele berühmte Ozeanografen hervorgebracht. Er habe da erkannt, wie viele Geheimnisse der Ozean noch berge, sagt Frölicher, und sich so in diese Forschung regelrecht verliebt.

Das Wasser steht uns bis zum Hals

Heute ist Thomas Frölicher Assistenzprofessor an der Universität Bern und leitet die Ozean-Modellierungsgruppe. «Alles, was ich herausfinde, macht mir Freude», sagt der 42-Jährige. Zurzeit faszinieren ihn vor allem Extremereignisse im Ozean.

Er untersucht zum Beispiel Hitzewellen. Oder warum es immer mehr Zonen ohne Sauerstoff gibt. Weil das Meereswasser wärmer und saurer wird, sind viele Fisch- oder Schalentierarten dabei zu verschwinden. Frölichers Modellierungen zeigen: Diese Entwicklung ist nicht so schnell zu bremsen oder gar umzukehren.

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«Den Ozeanen wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt»
aus Echo der Zeit vom 25.09.2019. Bild: Reuters
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Die Tragweite seiner Forschung sei ihm an der UNO-Klimakonferenz 2019 in Monaco so richtig bewusst geworden, erzählt Frölicher: «Dort waren auch Regierungsvertreter von kleinen Inselstaaten im Südpazifik dabei. Und die sind vom ansteigenden Meeresspiegel heute schon existentiell bedroht.»

Wie umgehen mit dem Dilemma – wenn man freudvoll Dinge entdeckt, die Anlass geben zu Angst und Sorge?

Modellierungen sind erstmal nur Zahlen

Reto Knutti, Klimaphysiker an der ETH-Zürich und Autor bei mehreren IPCC-Berichten, sieht das Ganze nüchterner: «Ein grosser Teil unserer Forschung dreht sich um Physik, Statistiken und Computerberechnungen. Die sind grundsätzlich weder positiv noch negativ. Es sind einfach Zahlen».

Erst in der Öffentlichkeit würden daraus «bad news». Und ja: Die seien manchmal schwer zu ertragen, auch für ihn. Auch er sei schliesslich Bürger einer Demokratie und Vater zweier Kinder. «In unserer täglichen Arbeit muss ich das aber ausblenden», sagt Knutti. «Da haben Angst und Emotionen keinen Platz.»

Ein Mann posiert vor einer Landschaft.
Legende: Der Klimatotologe Reto Knutti gilt als einer der führenden Schweizer Köpfe der Klimaforschung. Im Internet wurde er bereits von Klimaleugnern diffamiert, indem gefälschte Interviews mit ihm publiziert wurden. KEYSTONE/Christian Beutler

Reto Knutti sagt, in seiner Rolle als Klimaforscher komme er sich manchmal vor wie ein Notfallmediziner. Dieser lasse sich bei einem Unfallplatz auch nicht vom Blut eines Schwerverletzten deprimieren, sondern tue sein Möglichstes, damit der Patient überlebt. Genauso agiere er als Klimaforscher: «Im Moment geht es lediglich um die Frage: Was kann ich heute tun, damit es gut kommt.»

Fakten in Emotionen übersetzen

An dieser Stelle bringt Reto Knutti das Emotionale dann doch wieder ins Spiel. Er findet, die Wissenschaft dürfe sich nicht (mehr) darauf beschränken, die Fakten zu liefern. Sie müsse versuchen die Fakten so weit zu übersetzen, dass es die Menschen auch in einem emotionalen Sinn betrifft.

Er wolle Brücken bauen, viel mit Leuten reden und so versuchen, Vertrauen zu schaffen. «Das ist sehr aufwendig, aber ein entscheidender Teil der Lösung, um die Klimaerwärmung zu stoppen.»

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 06.05.2022, 06:05 Uhr

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