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Sadhguru – ambivalenter indische Yogalehrer am WEF
Aus Kultur-Aktualität vom 25.05.2022.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 39 Sekunden.

Yogalehrer Sadhguru Ein indischer Guru besucht das WEF

Klimaschützer, Guru, Influencer: Sadhguru, mit ganzem Namen Jaggi Vasudev, ist ein besonderer WEF-Gast. Doch der Guru auf dem Motorrad ist umstritten.

In Davos kommen momentan viele Grössen aus Wirtschaft und Politik zusammen: Mit ein wenig Verspätung findet das jährliche World Economic Forum (WEF) statt. Unter den geladenen Gästen ist auch Jaggi Vasudev, besser bekannt als Sadhguru.

Der indische Guru spricht am WEF über sein Projekt #SaveSoil, mit dem er weltweit auf das Thema der Übernutzung der Böden aufmerksam machen will. Sadghuru ist nicht nur spiritueller Lehrer, sondern auch Influencer und Klimaschützer. Doch sein Engagement wird auch kritisiert.

Der Influencer-Yogi

Jaggi Vasudev ist einer der einflussreichsten Personen Indiens. Der Hindu-Guru gründete 1992 die Isha-Foundation, eine Organisation, die das Wohlbefinden, das «Wellbeing», der Menschen durch Yoga-Praktiken erreichen möchte.

Durch die Isha-Foundation erlangte Sadhguru internationale Bekanntheit, heute folgen ihm auf Instagram acht Millionen Menschen.

Dass Sadhguru ans WEF eingeladen wurde, zeige, wie einflussreich der Guru sei, meint die Religionswissenschaftlerin der Universität Zürich Nina Rageth. Es überrasche auch nicht: «Sadhguru ist ein grandioser Redner. Er hat eine Anziehungskraft.»

Der Modi-nahe Motorrad-Guru

Seine Bekanntheit nutzt er mit Erfolg: Auf seiner #SaveSoil-Tour, für die er mit dem Motorrad einmal um die Welt reist, haben sich bereits viele wichtige Persönlichkeiten aus der Politik die Zeit genommen, dem Guru zuzuhören. Da wird er häufig gelobt für seinen unermüdlichen Einsatz für die Umwelt.

Doch seine Person ist in Indien nicht unumstritten. Seine Nähe zur nationalistischen Regierung um Premierminister Narendra Modi ist bekannt.

Mann auf Motorrad, mit Lederjacke, weissem Helm, weisser Bart guckt hervor. Dahinter Menschenmenge, ein Auto.
Legende: Nur der Bart verrät den Guru: Mit seinem Motorrad macht er in Deutschland Halt für seine «Rette den Boden»-Kampagne. Keystone / HENNING KAISER

Er äussere sich zwar nur selten direkt politisch, dennoch könne man von seiner Auffassung von Hinduismus auf die politische Einstellung schliessen: «Die Form des Hinduismus, für die Sadhguru steht, ist der neo-hinduistischen Bewegung zuzuordnen, die ganz eng mit nationalistischen Bestrebungen und Ideologien einhergeht», erklärt die Religionswissenschaftlerin.

Nicht nur seine politische Einstellung wird kritisiert. Ihm wird auch unterstellt, dass er sich nicht immer an das halte, was er in den Reden propagiert.

Luxus und Kapitalismuskritik

Er ist zum Beispiel ein vehementer Kritiker von Kapitalismus und betont immer wieder, dass dieser der Hauptverursacher der Klimakrise sei. Er selbst ist aber ein bekannter Uhren-Liebhaber und ein selbsternannter Töff-Fanatiker.

älterer Mann mit gelbem Turban und langem Bart, gestikuliert mit uhrbestückten Hand.
Legende: Für Sadhguru ist es nicht der erste WEF-Auftritt, hier ein Auftritt von 2017. Dabei dürfen auch Uhr und Schmuck nicht fehlen. Keystone / VIRGINIA MAYO

«Wohlstand und Luxus sind Aspekte, die für Sadhguru und für sein Selbstbild wichtig sind in seiner Inszenierung als Guru», so Nina Rageth. Das stehe klar im Widerspruch mit seinen Aussagen.

Sein Klimaaktivismus steht auch im Widerspruch mit den Vorwürfen, er habe das 63'000 Quadratmeter grosse Hauptquartier für die Isha-Foundation illegal in einem Naturschutzgebiet mit Elefanten-Korridor gebaut. Sadghuru weist diese Vorwürfe zurück.

Gut gemeint, schlecht geplant

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt: Sadhgurus Engagement für das Klima ist nicht neu. Zum Beispiel startete er 2019 das Projekt «Cauvery Calling», mit dem Ziel 2.4 Milliarden Bäume entlang des Flusses Cauvery zu pflanzen, um diesen zu revitalisieren.

Mann mit weissem Bart und Sonnenbrille steht auf grünem Acker, hält Karotten. Hinter ihm grün, neben ihm ein Mann.
Legende: Sadhguru hat nicht nur eine treue Anhängerschaft. Auch in den indischen Medien wird gerne positiv über den Guru berichtet. Reuters / RULA ROUHANA

Für das Projekt erhielt die Isha-Foundation internationale Unterstützung. Ein Zusammenschluss indischer Klimaschutzorganisationen warnte aber eindringlich vor den verheerenden Folgen dieses Projekts. Sadhguru habe die lokalen ökologischen Eigenheiten nicht berücksichtigt.

«Was seine letzte Kampagne bestimmt gezeigt hat, ist, dass Sadhguru kein Naturwissenschaftler ist», betont die Religionswissenschaftlerin Nina Rageth. Ihm wird von Naturwissenschaftlerinnen oft unterstellt, sich pseudowissenschaftlichen Narrativen zu bedienen.

Vom Akteur zum Botschafter

Auch heute bei seiner #SaveSoil Kampagne schlägt der Guru sehr einheitliche Lösungsvorschläge vor. Doch sein Auftreten sei heute anders als noch bei «Cauvery Calling», beobachtet Nina Rageth: «Jetzt ist er eher wie ein Botschafter eines Umweltanliegens unterwegs und nicht als ein Akteur, der Strategievorschläge einbringt».

Dies liesse hoffen, dass Jaggi Vasudev aus der Vergangenheit gelernt habe und dass er die Ausarbeitung konkreter Lösungen bei #SaveSoil den naturwissenschaftlichen Experten überlässt.

Gegendarstellung

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Die Isha Foundation hält fest:

Die in diesem Artikel erwähnten strafrechtlichen Vorwürfe haben ein ordnungsgemässes Gerichtsverfahren durchlaufen, und die Gerichte haben sie für nicht zutreffend befunden. Die Isha Foundation hat dazu alle relevanten Details auf ihrer Website veröffentlicht.
Weder die Isha Foundation noch Sadhguru sind in irgendeiner Weise mit einer politischen Organisation oder einem einzelnen Politiker verbunden.

Sadhguru hat nie gesagt, dass der Kapitalismus die Hauptursache für die Klimakrise ist. Sadhguru hat wiederholt gesagt, dass die Verbindung von Ökonomie und Ökologie das ist, was die Welt braucht.

Sadhguru hat nie zum Ausdruck gebracht, dass ihm Luxus und sein persönlicher Wohlstand wichtig sind.

Die Behauptung der indischen Klimaschutzorganisationen, dass die örtlichen ökologischen Besonderheiten beim Cauvery Calling-Projekt nicht berücksichtigt worden seien, ist falsch. Die indische Regierung hat die strategischen Empfehlungen des Cauvery Calling-Projekts überprüft und in diesem Jahr als Grundlage für detaillierte Projektberichte für dreizehn Flüsse in Indien verwendet. Bei jedem Schritt wurden die lokalen ökologischen Besonderheiten berücksichtigt.

Die Redaktion hält an ihrer Darstellung fest.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 25.5.2022, 8:15 Uhr

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