Das achttägige Fest erinnert an die Rückeroberung des jüdischen Tempels. Chanukka (חנוכה) bedeutet nämlich Weihe oder Einweihung. Gemeint ist die Neuweihung des Tempels von Jerusalem 165 vor Christus.
Aufstand gegen den Götzen
Die seleukidischen Fremdherrscher – Nachfolger von Alexander dem Grossen – hatten Israel und den Tempel erobert und entweiht. Sie stellten eine Zeus-Statue darin auf – ein Frevel. Schliesslich war der Tempel dem einen und einzigen Gott Israels geweiht. Dort durften keine Skulpturen, erst recht keine «Götzen» aufgestellt werden.
Gegen diese Machtdemonstration der Seleukiden begehrten nun Teile des jüdischen Volkes auf. Angeführt wurde ihr Aufstand von Judas Makkabäus («dem Hammer»). Auf ihn gründet später das jüdische Königshaus der Makkabäer und Hasmonäer.
Das Ölwunder
Diese prägten nach dem siegreichen Aufstand als Hohepriester und Könige eine Phase relativer politischer Souveränität. Sie dauerte fast hundert Jahre, bis 63 vor Christus. Dann marschierte der Römer Pompeius in Jerusalem ein.
Nach der Rückeroberung des Tempels soll ein geweihtes Fässchen Öl, eine Tagesration, nicht für einen, sondern für acht Tage gebrannt haben. Dieses Wunder wird bis heute gefeiert.
Fest der Selbstbestimmung
Bei Chanukka geht es aber auch um Emanzipation. Insbesondere Zionistinnen und Zionisten feiern es als Fest staatlicher Souveränität. Die Wehrhaftigkeit der Makkabäer ist ihnen ein Vorbild. Nicht zufällig tragen viele jüdische Sportvereine «Makkabi» im Namen.
Zu Chanukka sollen jüdische Familien den Chanukka-Leuchter selbstbewusst, also öffentlich sichtbar in ihre Fenster stellen, und zwar jeden Abend, sobald es dunkel ist.
Kerzen sind Kindersache
Dieser Leuchter hat acht Kerzen und meist auch noch ein neuntes, etwas abgesetztes Licht. Mit diesem «Dienstlicht» werden die anderen Kerzen entzündet: jeden Abend eine mehr, bis am achten Abend die «Chanukkia» voll erleuchtet ist.
Das Kerzenzünden ist ein beliebter Job für Kinder. In Europa bekommen sie dabei auch kleine Geschenke. Das liegt an Weihnachten und der christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft.
Chanukka unterm Tannenbaum
Vor allem in multireligiösen Familien mischen dabei wegen zeitlicher und kultureller Nähe zu Weihnachten die Bräuche: Dort steht der Tannenbaum neben der Chanukkia.
Orthodoxe Gemeinden lehnen dies ab. Der Grund liegt im Ursprung von Chanukka: Sie deuten das Fest auch als Fest der Abwehr nicht-jüdischer Sitten.
Kritik an «Weihnukka» kommt aber auch von liberaler jüdischer Seite. Nach dem Holocaust galt der Weihnukka-Baum als Symbol der grausamst gescheiterten deutsch-jüdischen Symbiose.
Heute wird das wieder etwas lockerer gesehen. Schliesslich heiratet die Hälfte aller jüdischen Menschen in der Schweiz nichtjüdische Partnerinnen oder Partner.
Feiern mit Dreidel und Donut
Chanukka ist heute vor allem eins: Party. Ausgelassen wird zu Chanukka-Songs von Bands wie «The Maccabeats» gefeiert.
Es gibt in Öl frittierte Speisen, die ans Ölwunder erinnern sollen. Etwa Latkes, Reibekuchen, oder «Sufganiot»: eine Art gefüllter Berliner, aus dem sich der Donut entwickelt haben soll.
Traditionell vertreiben sich die Kinder mit Kreiselspielen die Zeit. Das Chanukka-Spielzeug, der «Dreidel» hat vier Seiten mit je einem Buchstaben. Sie stehen für den Satz: «Ein grosses Wunder geschah dort.»