Was hat man nicht alles schon der Liebe wegen unternommen? Oder schlimmer: unterlassen? Wenn Sie nun an Ihr schüchternes, kompromissloses oder beklopptes Ich von damals denken: Sie sind nicht allein. Im Buch «Erzähl mir von der Liebe» finden sich Gleichgesinnte. Darin werden wahre Liebesgeschichten von heute erzählt: echte Menschen, echte Schicksale.
Mit treffenden Worten für dieses unkontrollierbare Gefühl, das unser Leben umkrempelt. «Liebe macht uns zu fröhlichen Gefangenen oder traurigen Befreiten, zu grossen Kindern oder kleinen Berserkern.» Das schreiben Robert Ide, Joana Nietfeld und Helena Piontek im Vorwort. Die drei Journalisten stecken hinter der Tagesspiegel-Kolumne «Ins Herz» und haben 20 Lovestorys daraus in einem Buch gesammelt.
Lektion 1: Blamieren Sie sich!
Es gibt nachvollziehbare Gründe für unerfüllte Liebe: gesellschaftliche Normen, Erwartungen, Grenzen. Und es gibt ärgerliche Gründe dafür: Schüchternheit. Elizabeth und Thomas mussten 35 Jahre auf ihren ersten Kuss warten. 35 Jahre, in denen beide ein Leben ohne den anderen aufgebaut und eigene Familien gegründet haben: Sie in Chile, er in Deutschland. Obwohl sie beide spürten, was Sache war. Die verpasste Gelegenheit sorgte für ein spätes Glück, zu einem hohen Preis.
Lektion 2: Pfeifen Sie auf «The One»!
Mehrere Geschichten beweisen, dass wirklich allein zu sein immer besser ist, als nur so halb allein zu sein. Stephanies etwa. Drei Beziehungen – kaputte Ehe, Eifersucht, Untreue – und jetzt keine mehr. «Immer dachte sie, dass es furchtbar sei, kein Back-up zu haben. Aber sie stellt überrascht fest, dass das Gefühl weniger ungewohnt ist, als sie vermutet.» Oder Andrea, die mit fast 60 merkt, dass «Romantik in der Liste der Prioritäten nach unten rutscht, während Freundschaften immer wichtiger werden.» Oder Clara: «Ich brauche niemanden mehr, der mich nervt.»
Lektion 3: Pflegen Sie einen aussergewöhnlichen Alltag!
Der Alltag – frisst er die Liebe auf, oder lässt er sie erst recht erstrahlen? Verliebte schätzen ihn, verlieren sich im «manchmal aufregenden, oft banalen, meist schönen Alltag des Lebens». Zweifelnde, wie Philipp etwa: Er will ein aufregendes Wochenende mit Stephanie. Aber «die Gleichförmigkeit des Alltags» teilen? Nein, danke! Im gewöhnlichen Leben lässt sich so einiges über die eigene Beziehung erkennen.
Lektion 4: Schätzen Sie Liebe, auch wenn sie endet!
«Liebe, heisst es, verliert nicht an Wert, nur weil sie endet», steht in Thomas’ Geschichte. Er verlässt seine Familie für eine andere Frau. Ist das ein Scheitern, oder haben alle Beziehungen ein Ablaufdatum? Jedenfalls konnten Janne und Paul, Protagonisten in einer anderen Geschichte, zwar nicht ihre Liebe, so aber ihre Freundschaft retten. «Weil sie pflegen, was sie als Menschen verbindet, nicht als Liebende.»
Lektion 5: Finger weg von Regeln!
Lassen Sie sich in der Liebe keine Lektionen erteilen. Auch nicht die oberen. Wem es nicht schon aufgefallen ist, hier nochmal in aller Deutlichkeit: Wenn etwas für die Liebe gilt, dann, dass sie widersprüchlich ist und uns abverlangt, diese Widersprüchlichkeit auszuhalten. Aber auch das schützt uns vor Drama nicht. Dazu nur: Lieber unglücklich lieben als gar nicht.