Sie schnurren, gurren und trillern. Sie fauchen, grollen und knurren. Es ist längst nicht nur ein «Miau». Katzen beherrschen ein erstaunliches Spektrum von Lauten.
Manche dieser Laute scheinen für uns Menschen ziemlich eindeutig. Aber nur schon das Miauen der Katze kann ganz unterschiedlich gemeint sein. Eine Art Wörterbuch «Katze – Mensch» wäre aufschlussreich – oder eine App, wie es sie bereits zu kaufen gibt.
Universelle Katzensprache?
Die Tierärztin und Verhaltensforscherin Maya Bräm betreibt eine eigene Praxis und forscht ausserdem am Tierspital Zürich. Sie sagt: «Ob es eine universale Katzensprache gibt, oder ob jedes ‹Katzen-Mensch-Team› quasi seine eigene Sprache entwickelt, wurde noch nicht eingehend untersucht. Es gibt da unterschiedliche Ansätze in der Wissenschaft.»
Im Umgang mit ihren Menschen können Katzen sehr individuelle Kommunikations-Strategien entwickeln. Denn: Katzen sind nicht dumm, so Maya Bräm. «Sie lernen, wie der Mensch reagiert. Wenn sie miauen, dann interpretieren wir das auf eine bestimmte Weise. Und die Katze lernt, dass sie kriegt, was sie will. Also macht sie es immer wieder.»
Hinhören reicht nicht
Ein «Übersetzungsprogramm» muss also mehr sein, als ein Wörterbuch. Wenn schon, muss die App mit künstlicher Intelligenz arbeiten – und von jedem «Katze-Mensch-Team» individuell lernen. Dann könne so eine App eventuell schon zum Verständnis zwischen Mensch und Tier beitragen, findet die Verhaltensforscherin.
Allerdings gibt es ein weiteres Problem: Nur auf die Laute zu hören, reicht bei Weitem nicht aus.
«Da fehlt ja ganz viel Information. Das ist wie bei uns Menschen, wenn wir telefonieren. Es fehlt die Mimik und Gestik. Wenn man ein Tier verstehen will, sollte man das Gesamtbild ansehen und auch den Kontext.»
Unergründlich und unberechenbar?
Katzen kommunizieren auf sehr diverse, subtile Arte. Für uns Menschen wirken sie daher oft schlicht unberechenbar. «Man sitzt da, streichelt die Katze und plötzlich, wie aus dem Nichts, greift die Katze an!»
Aber wenn man etwas genauer hingesehen hätte, kam es nicht einfach plötzlich, so Maya Bröm. Vielleicht haben sich die Pupillen etwas geweitet. Der Schwanz ist etwas aktiver geworden. Der Körper hat sich versteift. Die Atmung wurde flacher. «Nur merken wir Menschen das nicht.» Bis die Katze dann eben deutlich wird – auf ihre Weise.
«Ich habe es ja schon gesagt und du ignorierst mich. Du respektierst mich nicht und irgendwann mal muss ich es eben klar sagen». So übersetzt die Katzenkennerin Maya Bräm diese Art von Kommunikation.
Was können wir von Katzen lernen?
Wenn wir schon versuchen, Katzen besser zu verstehen – was könnten wir denn von ihnen lernen? Für die Verhaltenstierärztin Maya Bräm gibt es da so einiges: «Besser auf Details achten und unabhängig sein. Darauf achten, was einem guttut – und auch dazu stehen. Den Moment geniessen.» All dies beherrschen Katzen überaus gut.