- Von R2-D2 über Tamagotchi bis zum rotierenden Haus: Das Vitra Design Museum zeigt über 150 Ausstellungsstücke.
- Die Ausstellung ist entlang von Fragen nach unserem Verhältnis zu Roboter geordnet.
- Als Roboter wird dabei alles verstanden, was Daten messen, interpretieren und physisch darauf reagieren kann.
- Im Fokus stehen auch Fragen nach Ethik und Moral im Umgang mit Robotern.
Am Anfang steht R2-D2
Er ist eine Ikone, der legendäre R2-D2. Der weissblaue Astromech-Droide aus George Lucas' Weltraumepos «Star Wars» steht in einer Vitrine im Vitra Design Museum auf Augenhöhe.
1977 erschaffen, entfaltet er auch vierzig Jahre später eine überwältigende Wirkung. Kein Wunder, denn der piepsende Raumschiff-Reparierer verkörpert im populärkulturellen Gedächtnis gemeinsam mit seinem humanoiden goldenen Freund C3PO einen Prototypen des Roboters.
Damit beginnt die Schau «Hello, Robot» mit einem Paukenschlag. Bewusst. Denn die Ausstellungsmacherin Amelie Klein und ihr Team haben sie ausgehend von verschiedenen Fragen konzipiert.
«Was ist ihre erste Erfahrung mit Robotern?», heisst es da etwa gut sichtbar über den Köpfen der Besucher. Und da ist «Star Wars» eine der häufigsten Antworten.
Tamagotchi und Transformer
Der lustige R2-D2 aus «Star Wars» ist jedoch nur einer von über 150 Exponaten. Natürlich fehlt weder ein echtes Tamagotchi, jene digitalen Haustiere aus den 1990er-Jahren, noch die beliebten Transformers-Figuren. Die Populärkultur hat unserer Vorstellung von Robotern eine klare Gestalt gegeben. Meist menschenähnlich. Doch diese Vision greift zu kurz.
Einen Roboter zu definieren sei schwierig, sagt Kuratorin Amelie Klein. Für «Hello, Robot» haben sie und ihr Team sich auf die Definition eines Designers geeinigt.
Demnach brauche es für einen Roboter im Grunde drei Dinge:
- Sensoren, also Geräte, die Daten messen.
- Intelligenz, in Form von Software, welche die Daten interpretiert.
- Aktuatoren, also Geräte, welche physisch auf die gemessenen Daten reagieren, zum Beispiel mit Geräuschen, Licht oder Bewegungen.
Das freundliche Flackern
«Der Unterschied von einer robotischen und einer nicht robotischen Lampe ist, dass man die nicht-robotische anknipst, dann gibt sie Licht», erläutert Klein. «Die robotische hingegen flackert freundlich zur Begrüssung. Dann macht sie Licht in der Küche, weil wir uns dort immer einen Tee kochen. Danach dimmt sie das Licht in der Sofaecke, wo wir den Tee zur Entspannung trinken.»
Das Wort Roboter erfunden hat übrigens der tschechische Theaterautor Karel Čapek in den 1920er-Jahren. «Robot» stammt aus dem Slawischen und bedeutet Arbeiter. In seinem Theaterstück «R. U. R.» arbeiten künstliche Menschen erst für die Menschheit, doch dann vernichten sie diese.
Design als Brücke
Genau das bringt auch unser Verhältnis zu Robotern auf den Punkt: Roboter faszinieren uns, lehren uns aber auch das Fürchten. Entweder sie retten oder sie zerstören uns. Mit dieser Ambivalenz spielt die Ausstellung «Hello, Robot.»
Deswegen zeige sie eine Roboter-Ausstellung in einem Designmuseum, so Kuratorin Amelie Klein: Weil Design zunehmend bei digitalen Fragestellungen eine Vermittlerrolle einnehme. Weg vom Design von Form und Farbe, hin zum Design von Interaktion und Beziehung. Design stehe zwischen scheinbar unvereinbaren Gegensätzen. Wie zwischen Mensch und Maschine.
Roboter gehören zur Gegenwart
In Weil am Rhein sehen wir unter anderem Visionen von rotierenden Häusern: Ihre Innenfläche kann je nach Neigungswinkel für verschiedene Wohnfunktionen genutzt werden, um Platz und Rohstoffe zu sparen. Oder einen robotischen Blumentopf, der das Bedürfnis einer Zimmerpflanze nach Licht und Wasser selbständig stillt.
Zukunftsmusik? Wir leben bereits in Roboterwelten, das macht die Ausstellung klar. Ebenso, dass Roboter ethische und moralische Fragen aufwerfen.
Fragen statt Antworten
Da ist zum Beispiel die stofftierähnliche Roboter-Robbe «Paro», welche bereits erfolgreich in der Alterspflege mit Demenzpatienten eingesetzt wird. Sie schlägt die Knopfaugen auf und gibt knuffige Töne von sich, wenn man sie an den etlichen Sensoren berührt. «Demenzpatienten nehmen mit Paro plötzlich wieder aktiv und emotional an ihrer Umgebung teil», sagt Amelie Klein.
Das wirft Fragen auf: Lieber die Zuwendung einer Maschine, als gar keine Zuwendung? Die Qualität der Ausstellung «Hello, Robot» ist, dass sie nicht vorschnelle Antworten gibt. Sie macht uns bewusst, dass genau solche Fragen nach Ethik und Moral im Umgang mit Robotern noch geklärt werden müssen. Gesellschaftlich, aber auch persönlich.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 14.02.2017, 12:10 Uhr