Zehn Kunstprojekte, die polarisieren
1. Der Hafenkran (2014)
Nach fünf Jahren politischem Geplänkel steht der Koloss aus hellgrünem Stahl und Rost endlich an der Limmat. Für neun Monate soll er die Skyline der Stadt Zürich bestimmen. «Yes we kran», Zürich hat Anschluss ans Meer. Das Kunstprojekt «Zürich Transit Maritim» besteht aber nicht nur aus dem Hafenkran, sondern auch aus Schiffspollern am Limmatquai und einem Schiffshorn, das in ganz Zürich zu hören sein wird.
2. Das Nagelhaus (2010)
Es hätte ein Kiosk mit WC werden sollen, sozusagen ein begehbares Kunstwerk. Und mit 6 Millionen Franken eines der teuersten Kunstwerke im öffentlichen Raum. Doch das Kunstprojekt wurde durch eine Volksinitiative zu Fall gebracht. Nein zur «goldigen Schiissi»: So argumentierte die Zürcher SVP im Abstimmungskampf gegen das «Nagelhaus». Inspiration für das Nagelhaus war ein Haus im chinesischen Chongqing, deren Besitzer sich weigerten, einem geplanten Shoppingcenter zu weichen. Das Bild eines Häuschens mitten in einer Baugruppe ging um die Welt und diente dem Künstler Thomas Demand als Vorlage für Zürich.
3. Die Drehscheibe (2005)
So simpel und unscheinbar ist Kunst selten. Die Drehscheibe des Bildhauers und Sprengkünstlers Roman Signer auf dem Adlersplatz in Appenzell ist eine langsam rotierende Drehscheibe, die in den Strassenbelag eingelassen ist. Die Scheibe dreht sich in drei Minuten um 360 Grad. Wer auf der Scheibe steht, sieht ein Stück Appenzell rundherum.
4. Der Rote Platz (2005)
Als abweisend, unbelebt und tot bezeichneten die St. Galler ihr Innenstadt-Quartier «Bleichli», bevor die Künstlerin Pipilotti Rist die rote Stadtlounge entwarf. Zusammen mit dem Architekten Carlos Martinez baute sie Riesenmöbel, schaffte einen ausgedienten Porsche heran und überzog das Ganze mit einem roten Belag. Eine Art öffentliches Wohnzimmer sollte es werden, inmitten eines neuen Büroviertels. Bis heute prägt der Rote Platz die St. Galler Innenstadt. Als vor zwei Jahren die Diskussion aufkam, ob man nicht langsam genug habe von der inzwischen bräunlich gewordenen Stadtlounge, beschloss man den Belag wieder neu einzufärben. Jetzt leuchtet das Kunstprojekt wieder blutrot.
5. Mocmoc (2003)
Noch nie wurde so heftig über ein Märchen debattiert, wie in Romanshorn über die Legende von «Mocmoc». Es war eine Erfindung der Künstlergruppe Com & Com, die beim Bahnhof eine Skulptur einer Pokémon-ähnlichen Figur hinstellte. Das «Mocmoc» sei Teil einer Gründungslegende wie Romanshorn zu seinem Namen gekommen sei, hiess es. Als die Legende als Fälschung aufflog, fühlten sich die Bürger von Romanshorn auf den Arm genommen. Der Streit um den «Mocmoc» führte zum Rücktritt des lokalen Parteipräsidenten der FDP. Die Figur steht bis heute vor dem Bahnhof.
6. Büsi (2001)
«Tiere und Kinder funktionieren immer», sagt der Schriftsteller Peter von Matt. Das Künstlerpaar Fischli/Weiss machte es vor, am Times Square in New York. Auf einem grossen Videoscreen inmitten von Werbung und Börsendaten sieht man ein Close Up einer Katze, die ihre Milch leckt. Das Unaufgeregte und Alltägliche dieses Films bot an diesem hektischen Ort ein absurdes Schauspiel.
7. Intersection (1994)
Seit 20 Jahren stehen die geschwungenen Stahlplatten des amerikanischen Bildhauers Richard Serra auf dem Theaterplatz in Basel. Immer wieder sorgt seine Kunst für Kontroversen über Ästhetik. So sind auch die Meinungen zu seiner Plastik auf dem Basler Theaterplatz gespalten. 1994 wurde über ihr Schicksal diskutiert. Begeisterte sammelten eine Million Franken für den Kauf der Plastik und schenkten sie der öffentlichen Kunstsammlung. In die Kritik gerät das Kunstwerk öfters, weil es ein beliebtes Ziel für Sprayer ist und auch als öffentliches WC missbraucht wird.
8. Oppenheim Brunnen (1983)
Seit 30 Jahren ist der Brunnen ein Wahrzeichen von Bern. Doch geliebt sein, heisst was anderes. Immer wieder wird um den Brunnen gestritten, da er wuchert und Kalkablagerungen bildet. Die einen wollen ihn spriessen lassen, die anderen wollen ihn säubern. Was hätte Meret Oppenheim gewollt? Wir wissen es nicht, darum geht Bern den Mittelweg: Erst kürzlich wurde er stabilisiert und die ärgsten Stellen gesäubert, doch eigentlich soll er so belassen werden, wie er ist.
9. Der Sprayer von Zürich (1977)
In den 1980er-Jahren war Harald Naegeli der Inbegriff für Stadtbild-Verschmutzung. Seine Strichmännchen sorgten landesweit für Aufregung: 1981 stand er wegen Sachbeschädigung vor Gericht und wurde verurteilt. Heute existieren nur noch ein paar wenige Beispiele im öffentlichen Raum. Naegeli war einer der ersten Künstler in der Schweiz, der die Stadt als seine Leinwand benutzte.
10. Heureka (1967)
Die «nutzlose Maschine» von Jean Tinguely entstand als Auftragswerk für die Landesausstellung 1964. Nach der Ausstellung kaufte sie der Industrielle Walter Bechtler für die Stadt Zürich. Als es um einen Standort dieser kinetischen Skulptur ging, regte sich Widerstand in der Bevölkerung. Das Kunstwerk verschwand im Lager. Erst als ein Filmemacher 1967 das Werk für einen Film dokumentieren wollte, wurde es am Zürichhorn wieder aufgebaut. Seither steht es dort.
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