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Kultur - Gratis Gratiskultur in Paris und Berlin

Je stärker sich die soziale Schere öffnet, desto wichtiger ist es, Menschen am Rande der Gesellschaft nicht vom kulturellen Geschehen abzukoppeln. Mit Gratisabgeboten versuchen Kommunen zunehmend, die Integrationskraft von Kultur zu nutzen. Beispiele aus Berlin und Paris.

Ausgerechnet an der Pariser Oper – Inbegriff bürgerlicher Kultur – tummeln sich Jugendliche aus den Banlieues: Zehn Monate lang beschäftigen sie sich mit Oper, vor und hinter den Kulissen. Da geht es um Musik, Bühnenbild und Technik und da geht es um den Abbau von Vorurteilen und Einsichten in eine neue Welt. Ein Riesenerfolg.

Kultur für alle

Das ist nur eines von vielen Pariser Projekten, die versuchen, Menschen aus der Peripherie ins Zentrum zu locken. Ein Anliegen von François Mitterand und seines Kulturministers Jack Lang, das letztlich auch dazu geführt hat, dass seit einigen Jahren die grossen Pariser Museen wie der Louvre, das Nationalmuseum oder das Centre Pompidou am ersten Sonntag im Monats keinen Eintritt verlangen. Auch das ist ein Riesenerfolg.

Ermässigungen mit «Berlinpass»

Ähnlich wie in Frankreich, versucht auch die Stadt Berlin, Kultur für Menschen mit schmalem Budget zugänglich zu machen. «Berlinpass» heisst hier das Mittel zum Zweck: Eine Karte für Harz-IV-Empfänger, Alleinerziehende, Sozialhilfebezüger, Familien mit vielen Kindern, die Gratiseintritte ermöglicht in Museen und Bibliotheken, Mitgliedschaften in Sportvereinen und unentgeltlicher Zugang von Kindern zu Mittagstischen. Für 3 Euro können die «Berlinpass»-Besitzenden in die grossen subventionierten Kulturinstitutionen wie Schaubühne, Deutsche Oper, Philharmonie – sofern diese ihre Plätze nicht verkaufen können.

Die Kulturloge

Audio
Gratiskultur (1): Was bringt das?
aus Kultur kompakt vom 28.01.2013.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 15 Sekunden.

Das gigantische Berliner Kulturangebot und die vielen mittellosen Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zusammenzubringen, setzt sich die Kulturloge zum Ziel. Ein privater Verein, der nichtverkaufte Theaterplätze weitergibt an Menschen, die kein Geld dafür haben und mit weniger als 900 Euro im Monat auskommen müssen. Das funktioniert so gut, dass das Modell in ganz Deutschland Schule macht und regen Zuspruch findet. Alle diese Projekte gehen davon aus, dass Menschen sich immer weiter von der Gesellschaft entfernen, wenn sie keinen Zugang mehr zur Kultur haben. Denn wer teilnimmt am kulturellen Geschehen, nimmt auch Teil an einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Und darin liegt die integrative Kraft der Kultur – der Gratiskultur.

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