Filmtipp
Der Mann für alle Fälle: Dem kanadischen Hollywoodstar fliegen derzeit völlig zurecht sämtliche Herzen zu. Schliesslich kann der 43-Jährige nicht nur singen (als Ken in «Barbie») und tanzen («La La Land»), sondern auch fallen, wie er aktuell in der «The Fall Guy» beweist. Fast 60 Meter stürzte sich Ryan Gosling für David Leitchs Ode an die Stuntbranche in die Tiefe. Nicht schlecht für jemanden, der an Höhenangst leidet. Goslings Charisma wird leider nicht ganz so magisch in Szene gesetzt, wie in den letzten Publikumshits. (Selim Petersen)
Albumtipp
Brachial durch die Mitte: Vor drei Jahren haben Daft Punk ihre Auflösung bekannt gegeben. Der Weg für Justice, Frankreichs wichtigster Electronica-Export zu werden, war wohl noch nie so frei wie jetzt. Der perfekte Moment, um mit «Hyperdrama» das erste Album seit acht Jahren zu veröffentlichen. Darauf suchen die beiden Pariser, die sich gerne als wiedergeborene 70er-Jahre-Rockstars inszenieren, den Weg durch die Mitte: Die brachialen House-Stücke wechseln sich mit einer Vielzahl von Popmomenten ab – auch dank einer üppig bestückten Gästeliste. (Luca Bruno)
Bühnentipp
Wie ein böser Traum: Unica Zürns Erzählung «Dunkler Frühling» handelt von sexuellem Erwachen, Unschuld, Missbrauch und Suizid. Ein düsterer Text. Die Regisseurin Yana Eva Thönnes und das Ensemble am Neumarkt geben ihm den stimmigen Hallraum. In einem surrealistischen Setting, wie ein böser Traum. In einer Sprache, die ohne Pathos das Grauen heraufbeschwört. Mit einer Bewegungschoreografie, die zwischen kindlichen Gesten und neurotischem Zwang schwankt. Eine lohnende Wiederentdeckung! (Andreas Klaeui)
Literaturtipp
Alter Hase auf neuen Pfaden: Das mehrfach ausgezeichnete Buch «Minihorror» von Barbi Marković geht neue Wege. Die Autorin benutzt Elemente aus dem Comic und kleidet sie in ein literarisches Gewand. In 27 Kurzgeschichten über Mini und Miki erzählt sie vom Horror des Alltags und spielt damit, nette Figuren in abgründigen Situationen zu zeigen: humorvoll, überraschend und in bester Tradition. Denn Markovic richtet sich nicht nur an ein junges Publikum, sondern bezieht sich auch auf illustre Vorgänger wie Thomas Bernhard. (Michael Luisier)
Konzerttipp
Schaffhausen im Bach-Fieber: Die besten Ensembles der Alte-Musik-Szene bringen alle zwei Jahre Schaffhausens barocke Altstadt zum Klingen. Mit Musik von Johann Sebastian Bach, den Beatles und der ukrainischen Komponistin Victoria Poleva. Während die Kinder barocke Tänze oder eine Kirchenorgel von innen kennenlernen, erleben die Erwachsenen Bach im Kino, auf dem Stadtrundgang und im Gottesdienst – mit Stars wie dem Gambisten Paolo Pandolfo, der Gaechinger Cantorey oder dem Collegium Vocale 1704. (Jenny Berg)
Und weil es so schön ist, noch ein Konzerttipp
Crossover mal anders : Mario Batković ist nicht gerade das, was man sich unter einem «Handörgeli»-Spieler vorstellt. Der Akkordeonist, der 2023 den Schweizer Musikpreis gewonnen hat, erkundet sein Instrument in all seinen Facetten und lässt sich von keinen Klischees und Genres eingrenzen. Von dieser Offenheit zeugt auch das Konzert «Über Ds Chrüz», mit dem der Berner Komponist, Songwriter und Multiinstrumentalist erneut Genre-Grenzen sprengt. Unter der Leitung von Ralf Sochaczewsky wird Batkovićs Repertoire neu arrangiert und mit dem Berner Symphonieorchester aufgeführt. (Jonas Wydler)