Filmtipp
Mit Traumbesetzung: Sein Image als Internet-Meme habe ihn sehr verletzt, wie Nicolas Cage immer wieder öffentlich zugab. Diese Gefühle nutzte er für die Rolle in «Dream Scenario». In diesem Film geht es um einen Mann, der plötzlich allen im Traum erscheint – und erst zur viralen Sensation, schliesslich dann «gecancelt» wird. Doch mehr als eine Analogie zu Cancel Culture ist «Dream Scenario» eine irrwitzige, surreale Gesellschaftssatire über die Gefahren von Geltungsdrang und plötzlicher Berühmtheit im Hyperkapitalismus – mit einer perfekt besetzten Hauptrolle. (Ann Mayer)
Bühnentipp
Mit Queerness: Der Tänzer und Choreograf Trajal Harrell gehörte in den vergangenen fünf Jahren zum engen künstlerischen Kern am Zürcher Schauspielhaus. Nun bringt er da seine letzte Arbeit heraus, «Tambourines» nach Nathaniel Hawthornes Roman «Der scharlachrote Buchstabe». Die Erzählung von gesellschaftlichem Druck und Selbstermächtigung spiegelt sich in Harrells widerständigen und emanzipatorischen Tanzstil. Strenge Puritanerkleider verwirbeln zur befreienden queeren Modeschau. Nichtanpassung ist ein Fest. (Andreas Klaeui)
Albumtipp
Mit Fanfaren: Geboren als spontane Bieridee im Londoner «Shacklewell Arms»-Pub, weniger als zwei Jahre später auf einer prallvollen Zeltbühne am legendären Glastonbury Festival: Eine Gitarrenband von der Insel mit derart viel Vorschusslorbeeren wie The Last Dinner Party gab es schon lange nicht mehr. Doch der Hype ist durchaus gerechtfertigt. Das Debütalbum «Prelude to Ecstasy» hält den hohen Erwartungen stand – auch dank der deutlich hörbaren Kate-Bush- und Bowie-Einflüssen. (Luca Bruno)
Literaturtipp
Mit Opulenz: Dürfen wir leidenschaftlich geniessen in einer sterbenden Welt? Diese Frage stellt das neue Buch der US-amerikanischen Autorin C Pam Zhang. «Wo Milch und Honig fliessen» ist eine Dystopie. Die Erde ist von dichtem Smog umhüllt, es herrscht eine globale Hungersnot. Eine junge Köchin entflieht in eine mysteriöse Bergkolonie, wo alles noch im Überfluss vorhanden ist: Milch, Honig, frisches Obst und Gemüse. Die sinnliche, opulente Sprache machte mich zuerst hungrig und drehte mir dann den Magen um. (Lea Dora Illmer)
Konzerttipp
Mit Verve. Eine Gruppe befreundeter Künstler:innen suchen in New York der 1990er-Jahre nach Liebe, Akzeptanz und Hoffnung im Kampf gegen ihre HIV-Erkrankung. Was «La bohème» von Puccini für die Oper ist, ist «Rent» von Jonathan Larson für die Musical-Welt. Am 17. Februar 2024 feiert es Premiere am Theater St. Gallen. Der diverse Cast besingt und betanzt die herausfordernden Momente ihrer Charaktere – wie sie ihre Miete bezahlen sollen, ist nur einer davon. (Luca Koch)